Männchen werden nach der Paarung vernascht
GARTENTIERE: Die Wespenspinne ist hierzulande die größte ihrer Ordnung
Spinnen hatten wir in dieser 14-täglichen Kolumne zwar schon, aber die Zebraspinne genannte Wespenspinne ist es sicher wert, noch einmal extra auf das Thema zurückzukommen.
Sie ist eine ausgesprochene Schönheit, die mit 15 Millimeter Körperlänge alle anderen heimischen Spinnen übertrifft. Den Namen verdankt sie ihrer auffallenden Färbung, die man ebenso wenig erklären kann wie eine vergleichbare Musterung bei Wespen und Schwebfliegen. Kürzlich hatte mein Nachbar die Spinne entdeckt, wenige Tage darauf überraschte mich die Entdeckung einer zweiten auf einem meiner Beete. In ihrem Netz hatte sich ein Kohlweißling verfangen, dem wenigstens vier weitere sowie weitere eingesponnene, nicht identifizierbare Beute folgten.
Das Netz der Wespenspinne, in dessen Nabe sie zu sitzen pflegt, entspricht dem der Kreuzspinnen, weist aber als Besonderheit ein so genanntes Stabiliment auf, wie man es von Spinnen südlicher Länder kennt. Das sind kurze, mehr oder weniger zickzackförmige senkrechte Gespinstreifen meist ober- und unterhalb der lauernden Spinne.
Die Bedeutung dieses Häkelwerkes ist unbekannt; Hypothesen darüber sind wenig überzeugend. Der Begriff bezieht sich auf die einstige Annahme, es würde zur Festigung des Netzes beitragen. Dieses befindet sich stets in geringer Höhe und überspannt nicht wie die klebrigen, so leicht in Gesicht und Haaren hängenbleibenden Gespinste verwandter Spinnen die Gartenwege.
Ob es Männchen für die überraschend aufgetauchten Weibchen gab? Mit etwa fünf Millimeter Länge sind die vergleichsweise winzig und ebenso gefährdet wie andere leicht als Beute angesehene Spinnenmännchen. Auch wenn sie sich erfolgreich gepaart haben, ist das kaum als Glück zu bezeichnen, denn es scheint bei Wespenspinnen üblich zu sein, dass die Männchen nach der Paarung gefressen, oft schon in deren Verlauf zum Fraß eingesponnen werden.
Die Wespenspinne ist ein Beispiel dafür, dass es bei allgemeiner Verarmung unserer Fauna eine bescheidene gegensätzliche Entwicklung gibt. Sie ist nicht eingeschleppt oder absichtlich eingebürgert worden, sondern hat sich natürlich ausgebreitet. Sie war vor Jahrzehnten in der Oberlausitz erstmals beobachtet worden. Ihre schnelle Ausbreitung kann man nicht einfach mit der Klimaerwärmung erklären. Merkwürdig ist im übrigen eine von Jahr zu Jahr sehr unterschiedliche Häufigkeit.
Mehrere Wochen lang freute ich mich an der Spinne. Als sie eines Tages nicht an ihrem Platz saß, entdeckte ich in der Nähe einen kugeligen Eikokon. Es handelt sich dabei um ein kunstvolles mehrschichtiges Gespinst, in dem die Jungspinnen noch im Herbst schlüpfen, den sie aber erst nach der Überwinterung verlassen werden - falls die Eier befruchtet sind.
Am nächsten Tag gab die Spinne Anlass zur Befürchtung, dass sie die Anstrengung nicht überstehen würde. Aber sie erholte sich. Knapp zwei Wochen später war sie verschollen. Nach ihr suchend, fand ich ein zweites Eigespinst, und dann tauchte die Spinne, sichtlich schlanker, noch einmal auf. Es blieb jetzt aber leider ein kurzes Gastspiel. Nun hoffe ich auf Nachwuchs. Nach Literaturangaben kann man mit 300 bis 400 Nachkommen rechnen, von denen aber nur wenige die Kindheit überleben würden.
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