Lebenslange Bewegung beugt Arthrose vor
Rheuma-Liga bemängelt unzureichende medizinische Versorgung der Patienten
Monika L., eine 46-jährige Berlinerin, hat Glück: Ihr Hausarzt, eingebunden in einen Strukturvertrag von AOK und Kassenärztlicher Vereinigung Berlin, konnte ihr innerhalb von vier Wochen einen der begehrten Termine bei einem Rheumatologen vermitteln. Ihre Beschwerden - Schmerzen beim längeren Laufen, beim Treppensteigen, beim morgendlichen »In-die-Gänge-Kommen« - haben ihn vermuten lassen, dass es sich um eine Form von Rheuma handeln könnte. Zur Sicherung der Diagnose schickte er Frau L. zum Facharzt, und zwar ohne Zeitverlust. Selbstverständlich, möchte man meinen. Ist es aber nicht, so Helmut Sörensen, Präsident der Deutschen Rheuma-Liga Berlin, kürzlich beim Gesundheitspolitischen Forum der Rheuma-Liga. »In Berlin benötigen wir eigentlich 60 Rheumatologen, um die Versorgung abzusichern, haben aber nur 29.« Diese Situation unterscheidet sich nicht von der in anderen Bundesländern, überall fehlen diese Fachärzte. Das ist umso dramatischer, weil die Anzahl der Rheumapatienten und speziell derjenigen mit einer Arthrose in den nächsten Jahren immens wachsen wird. Bis 2030, so die Prognose, wird mindestens jeder fünfte Deutsche an Arthrose leiden. Zu den Gründen gehört die steigende Lebenserwartung.
Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung, die bei Erwachsenen mit einer degenerativen Schädigung des Knorpels, der Knochen, Muskeln, Bänder und Kapseln einhergeht. Individuell wie auch gesamtgesellschaftlich, so die Experten, ist Prävention möglich. Für den Einzelnen heißt das: Lebenslange Bewegung wie Wandern, Schwimmen, Radfahren, Skilanglauf, Walking. Bei ersten Krankheitserscheinungen sind gezielte Therapien wie Krankengymnastik, physikalische und Ergotherapie, aber auch geeignete Medikamente hilfreich. Spätestens hier müssen die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen stimmen: Frühzeitige Diagnostik, gezielte Therapien. Eine entsprechende Weiterbildung von Hausärzten und eine umfassende fachärztliche Betreuung müssen gesichert werden. »Damit«, betont der Orthopäde Prof. Dr. Wolfgang Rüther, »die Endoprothese das letzte Mittel der Wahl bleibt, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.«
Während gesundheitspolitische Weichenstellungen zur besseren Versorgung von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen wie Arthrose auf sich warten lassen, wird die Rheuma-Liga initiativ. »Wir mobilisieren unsere eigenen Kapazitäten, Beispiel dafür ist das Generationenbad für rheumakranke Kinder, Jugendliche und Erwachsene, das wir zurzeit mit Unterstützung vieler Partner realisieren«, sagt Helmut Sörensen. Das könne angesichts der Unmöglichkeit, in den Schwimmbädern Berlins spezielle Öffnungszeiten für Rheumatiker durchzusetzen, eine Lücke schließen
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