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Ein Riss geht durch den Euroraum

IMK-Prognose: Während die deutsche Konjunktur leicht anzieht, vertieft sich die Krise im Süden

Eine Wirtschaftskrise ist laut einer neuen Konjunkturprognose 2013 in Deutschland unwahrscheinlich. Doch es gibt auch ein Risikoszenario.

Geht es im kommenden Jahr mit dem Euroraum wirtschaftlich weiter bergab oder wieder etwas bergauf? Sowohl als auch, lautet die Antwort, wenn man den Konjunkturforschern des DGB-nahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) glaubt. Was paradox klingt, weist bei genauerem Hinsehen auf eine dramatische Entwicklung hin: »Ein Riss geht durch den Euroraum«, heißt es in der am Montag in Berlin vorgestellten aktuellen IMK-Prognose. »Auf der einen Seite eine steigende Anzahl von EU-Ländern, die durch die Krise in eine Rezession oder gar in eine tiefe Depression geraten sind. Auf der anderen Seite einzelne Volkswirtschaften wie Deutschland, denen es bislang gelungen ist, sich der Krise halbwegs zu entziehen.«

Nachdem die Wirtschaftsleistung im Euroraum insgesamt laut der Prognose bereits im ablaufenden Jahr um 0,4 Prozent schrumpft, wird sich die Rezession mit minus 0,5 Prozent 2013 sogar noch leicht verschärfen. Dabei gibt es Länder wie Deutschland (+0,8 Prozent) und Frankreich (+0,5 Prozent) mit moderatem Wachstum, während Länder wie Griechenland (-4,2 Prozent) und Portugal (-5,0 Prozent) aufgrund der harten staatlichen Sparmaßnahmen einfach nicht aus der Rezession kommen.

Vor allem Deutschland profitiert von einem »stabilen weltwirtschaftlichen Umfeld«, wie die Forscher schreiben. Sie erwarten insbesondere in den großen Schwellenländern wieder steigende Wachstumszahlen, was sich bei den Exporten positiv auswirkt und den »Sog nach unten aus den Krisenländern« mehr als wett macht. Auch der gesunkene Eurokurs sowie die nach den Wahlen in den USA wieder besseren Aussichten auf einen Haushaltskompromiss zwischen Demokraten und Republikanern stützen die deutsche Konjunktur, die laut IMK etwas stärker als 2012 (+0,7 Prozent) zulegen wird. Im Inland gibt es allerdings durchaus Krisensymptome. So werden die Unternehmen wegen der unsicheren Zukunftsaussichten erneut weniger in neue Ausrüstungen investieren. Und auch die Zahl der Arbeitslosen dürfte nach den guten Vorjahren wieder etwas steigen - um 95 000 auf 2,99 Millionen (Quote: 7,0 Prozent) im Jahresdurchschnitt.

»Wir gehen in unserer Prognose also davon aus, dass sich die ökonomische Lage weder in den USA noch in Europa im kommenden Jahr deutlich verschlechtert«, relativiert Gustav A. Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK, die optimistische Konjunkturprognose etwas. Da die Situation »fragil« bleibt, haben die Forscher für den Fall, dass sich diese Annahmen nicht bewahrheiten, ein »Risikoszenario« durchgerechnet. Zum einen könnte in den USA die Haushaltseinigung ausbleiben, weshalb Steuererhöhungen und massive Budgetkürzungen in Kraft gesetzt würden, was eine Rezession zur Folge hätte. Zum anderen könnte sich die Eurokrise verschärfen, wenn in den Krisenländern massivere Austeritätsmaßnahmen ergriffen würden und wenn die Europäische Zen-tralbank doch nicht den Beschluss umsetzt, im Notfall Staatsanleihen aufzukaufen. Für diesen schlimmsten Fall rechnet das IMK mit einem Rückgang des deutschen BIP um 0,7 Prozent im kommenden Jahr.

Grundsätzlich ist die Rezessionswahrscheinlichkeit laut den Forschern aber gesunken. Dies dürfe aber »nicht als Entwarnung für die Konjunktur in Deutschland interpretiert werden«.

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