Beleuchtete Schatzkammer

Schloss Heidecksburg und Schillers Liebe

  • Steffi Schweizer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Heidecksburg in Thüringen lädt am Wochenende zu einer fantasievollen Einstimmung aufs Weihnachtsfest ein. Höhepunkt ist eine Abendführung durch das märchenhaft erleuchtete Schloss. Wer will, kann auch auf den Spuren von Friedrich Schiller und seiner heimlichen Liebe wandeln.

Rudolstadt. Vieles von dem, was dem jungen Friedrich Schiller im Jahre 1787 auf Anhieb an Rudolstadt gefiel, übt noch heute eine große Anziehungskraft aus, vor allem die Heidecksburg. Ihre schlichte Fassade lässt kaum die Pracht im Inneren erahnen. Das Barockschloss mit Festsaal, Spiegelkabinett, Audienzräumen und Bibliothek zeugt von der einstigen Macht des Fürstenhauses Schwarzburg-Rudolstadt.

Maronen, Honig, Senf

Der Festsaal gilt als einer der schönsten Rokokosäle Deutschlands - »begehrt für Trauungen und Filmarbeiten«, unterstreicht Lutz Unbehaun, der Schlossherr und Direktor des Thüringer Landesmuseums. Schiller war ein eifriger Besucher der historischen Schlossbibliothek. Doch der damalige Jungstar der deutschen Theaterszene wollte in Rudolstadt nicht nur arbeiten, sondern auch seiner Geliebten und späteren Frau Charlotte nahe sein. In einem Brief an einen Freund berichtete er von »süßen Augenblicken«.

Die gibt es auch jetzt wieder, wenn an drei Tagen auf dem Schlosshof der Heidecksburg der Weihnachtsmarkt stattfindet. Jedes Jahr am 4. Advent verwandelt sich das Areal hinter den dicken gelben Mauern in eine Weihnachtswelt und bietet die ideale Kulisse für Chor-, Posaunen-, Schalmeien-, Mandolinen und Orgelkonzerte. Im Hof zeigen und verkaufen Künstler und Handwerker ihre Arbeiten aus Filz, Glas, Keramik, Wolle und Porzellan. Händler aus der Region bieten Thüringer Köstlichkeiten von Honig und Pralinen über Wild und Maronen bis zu Senf. Natürlich kommt der Weihnachtsmann und es gibt Thüringer Bratwurst.

Museumspädagogin Kathrin Stern führt Kinder, Eltern und Großeltern unter dem Motto »Schokolade und Kaffee - zwei Modegetränke erobern Europa« durch die Porzellangalerie. Anhand der aufwendig verzierten Trinkgefäße erzählt sie Geschichte und Geschichten aus einer über 300-jährigen Kaffeekultur. Viele Stücke der Porzellansammlung stammen aus Volkstedt, der ältesten Porzellanmanufaktur Thüringens, die auf dem Schlosshof ebenfalls mit einem eigenen Stand vertreten ist. Bei einsetzender Dämmerung beginnt am Samstag Kustos Jens Henkel seine spektakuläre Abendführung durch die erleuchteten Festsäle. Der große Erfolg von »Beleuchtete Schatzkammer« in den vergangenen Jahren lässt wieder etwa 100 Teilnehmer erwarten.

»Interessant, dass es bis vor zwei Jahren im gesamten Schloss nicht eine einzige Steckdose gab«, sagt Kustos Henkel. »Mit großem Aufwand wurden die Säle elektrifiziert. Sie wirken bei Kunstlicht ganz anders. Und die, die eine solche Führung erlebt haben, sind begeistert.« Gleich neben der Kasse im Erdgeschoss befindet sich auch die Ausstellung »Rococo en miniature«, die mit Augenzwinkern vom prunkvollen und lasterhaften Leben bei Hofe erzählt. Ein kostümierter Hofmarschall gewährt Einblicke in die Fantasiereiche Pelarien und Dyonien.

Abstecher in die Altstadt

Wer aber noch wissen will, was es mit Schillers heimlicher Liebe auf sich hat - ein Spaziergang von der Burg hinab zum Schillerhaus in der Altstadt dauert nur zehn Minuten und endet genau dort, wo die für die Weltliteratur so folgenreiche erste Begegnung von Schiller und Goethe stattfand. Erst vor vier Jahren wurde das Museum - bis dahin ein normales Mietshaus, dessen Bewohner nichts von seiner Historie ahnten - eröffnet. Die Ausstellung im Schillerhaus erzählt die wunderschöne Liebesgeschichte von Schiller und zwei jungen adeligen Schwestern, die sich am Fuße der Burg begegneten.

Weihnachtsmarkt auf Schloss Heidecksburg 21.-23.12., Touristinfo Rudolstadt, Marktstraße 57, Tel. 03672-414743; www.rudolstadt.de. Eintritt: 2 Euro - der Erlös kommt der DRK-Hunderettungsstaffel Rudolstadt sowie dem Jugend-THW Rudolstadt zugute.

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