Black and white unite!
Rebel Girls - Victor Grossman über mutige US-amerikanische Frauen
Von einer Angela Davis hatten die beiden jungen Männer nie gehört, dabei stammten sie aus New York, waren gescheite und politisch wache Studenten. Würden auch deutsche Studenten bei dieser Frage passen? In jüngsten Jahren war Angela Davis mehrfach in Deutschland aufgetreten - bei Protestveranstaltungen gegen die Todesstrafe oder die prison industry in den USA, die hohe Profite durch immer neue Schübe von Strafgefangenen macht. Und immer hatte sie sich für die Freiheit von Mumia-Abu-Jamal eingesetzt, der in der Todeszelle sitzt. Vielleicht war sie dadurch in den Köpfen Berliner Studenten präsent geblieben, auch in einem Gutteil der allgemeinen Bevölkerung.
Wie auch immer, es ist Victor Grossman hoch anzurechnen, Angela Davis und 33 weitere Frauen aus US-Amerikas fernster wie jüngster Vergangenheit ins Licht geholt und dabei Zeiten beschrieben zu haben, die finster waren: Zeiten der Indianerverfolgung, der Massaker von Wounded Knee, der Verschleppung und Versklavung von Schwarzen, Zeiten des Bürgerkrieges und der Anfänge gewerkschaftlichen wie kommunistischen Widerstands. Kommunistenhatz, Bürgerrechts- und Friedensbewegung. Zeiten der Aufstände gegen den Vietnamkrieg.
Indem Grossman Frauen vorstellt, die quer durch die Geschichte der Obrigkeit die Stirn boten und zusammen mit ihren Männern für ein besseres Amerika stritten, für die Gleichberechtigung überall, »black and white unite!«, und immer gegen Rechts - indem er dies tut, bietet er weit mehr als Frauenbildnisse dar, er bietet ein Bildnis der Rebellion.
Rebel Girls - das sind unter anderen Sojourner Truth, die Frau namens Wahrheit, und Ernestine Rose, Rabbinertochter und Star am Rednerpult, Pauline Cushman, die Schauspielerin als Spion, Jane Fonda sowie Elizabeth Gurley Flynn, die Brot und Rosen wollte. Desweiteren Evelyn Hutchins, die Truckerin im Spanienkrieg, Lillian Hellman, die Stückeschreiberin des antifaschistischen »Watch on the Rhine«, die durch Hollywood nicht zu korrumpieren war, und die bemerkenswerte Jessica Mitford, jene englische Aristokratin, deren Schwestern Hitler bewunderten, während sie den linken Weg ging, in Amerika der KP beitrat und sich für die Ärmsten der Armen einsetzte.
Victor Grossman bedauert, dass er das Buch nicht über 250 Seiten hatte erweitern können - ihm fehlt Rosa Parks, die 1955 durch den Bus-Boykott in Alabama die Bürgerrechtsbewegung auslöste, und es fehlen ihm etliche Frauen mehr: Lena Horne, Aretha Franklin, Joa
Und die Kommunistin Ethel Rosenberg, die schweigend in den Tod auf den elektrischen Stuhl ging. Bleibt zu wünschen, dass ihn die Resonanz von Rebel Girls ermutigt, Band über US-Amerikas mutige Frauen einen weiteren folgen zu lassen.
Victor Grossman: Rebel Girls. 34 amerikanische Frauen im Portrait. PapyRossa Verlag, Köln.. 250 S., br., 15,90 €.
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