Dorf in Randlage setzt auf Erneuerbare

Dänische Kommune Thy profitiert dabei von natürlichen Voraussetzungen

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Windräder gelten auch in Dänemark nicht unbedingt als schön. Eine Landgemeinde in Jütland setzte dennoch auf den Wind und versorgt sich heute komplett aus erneuerbaren Quellen mit Strom.

Weiter weg vom Trubel Kopenhagens kann man in Dänemark kaum sein: Thy in Nordwestjütland liegt für dänische Verhältnisse am Ende der Welt. Doch die von Fischerei und Landwirtschaft geprägte Gemeinde mit ihren rund 45 000 Einwohnern ist der Hauptstadt in einem weit voraus: Ihre elektrische Energie stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. 226 Windräder liefern 90 Prozent des Stroms. Der Rest stammt aus Erdwärme, Biogas- und Solaranlagen.

Windräder werden auch in Dänemark nicht als Beitrag zur Verschönerung der Landschaft angesehen. Wenn sie sich dennoch durchgesetzt haben, dann deshalb, weil sich die meisten im Besitz von Bürgervereinen vor Ort befinden. Im Schnitt sind das etwa 20 Leute, die für das Kapital sorgen und eine Energiegesellschaft mit dem Betrieb beauftragen. Thy hat da noch einen natürlichen Vorteil, weil die Gegend eine der windreichsten in Dänemark ist. Der stetige Westwind von der Nordsee wird durch die Küstengebirge Norwegens wie in einem gigantischen Kanal an der Nordspitze Jütlands entlang geleitet.

Bereits vor rund 40 Jahren wurden hier die ersten kleinen Windräder produziert, die sich jedoch nicht gegen die Konkurrenz der heutigen Branchenriesen Vestas und Siemens Windpower halten konnten. Das damals gegründete »Volkszentrum für nachhaltige Energien« in Ydby existiert aber immer noch und hat seitdem nicht nur zur Aufklärung über erneuerbare Energiequellen beigetragen, sondern auch Grundlagenforschung geleistet. Hier arbeitet man an lokalen, dezentralen Lösungen, vermittelt Ausbildung für lokale Aktivisten und betreibt Lobbyarbeit bei den politisch Verantwortlichen.

Wenn man auch nicht länger selber Windräder baut, sind doch Zulieferer für die Windkraftindustrie geblieben und neue sind hinzugekommen. Ohne diese Spezialisten wäre es für die Großen der Industrie schwieriger, Hightech-Windräder herzustellen. Andere Firmen haben sich auf den Abbau älterer Windräder, Reparaturen und den Neuaufbau spezialisiert.

Inzwischen setzt man in Thy auf eine weitere - kontinuierlich verfügbare - Energiequelle: Wellenkraft. Nahe dem Hafen von Hanstholm ist schon seit mehreren Jahren die Pilotanlage eines Wellenkraftwerks in Betrieb, die kontinuierlich Strom liefert.

In etwa einer Generation soll die Energieerzeugung von ganz Dänemark auf fossile Energiequellen verzichten können. Bis dahin müssen auch die Kopenhagener energetisch auf das Niveau der Bewohner von Thy kommen, die ansonsten ob ihres Dialektes von den Hauptstädtern so gern belächelt werden.

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