Männer, die stehen bleiben

»Schwarzenegger & Co«

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.

Vom aktuellen »aufschrei« um alltäglichen Sexismus in Deutschland haben jene Herren noch nichts mitbekommen. Das müssen die Protagonisten der diversen in diesen Wochen startenden Actionreißer auch nicht. Zum einen, weil man in solcherart Filmen ja gerade das unkontrollierte, triebgesteuerte männliche Schwein sehen will. Zum anderen, weil die politically/sexually Correctness sich selbst in Teile dieses letzten Refugiums des unverschämten Mannseins bereits eingeschlichen hat. Regisseure, bei denen sich die Schauspieler gegenseitig ins Gesicht schießen, haben bei den US-Sittenwächtern einen leichteren Stand als gefilmte Rüpel, die Frauen beleidigen oder Zigaretten rauchen.

In einigen neueren Actionfilmen nach der momentan angesagten 80er-Jahre-Schule erleben wir sie aber noch, die Männer, die gleich in zweifacher Beziehung stehen geblieben sind: einerseits in ihrer gesellschaftlichen Unbelehrbarkeit, andererseits als Überlebende großer Showdowns.

Der erste Film seit zehn Jahren mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle trägt dieses Stehvermögen bereits im Titel. »The last Stand« (heute Kinostart) des Südkoreaners Kim Jee-woon ist eine unfassbar vorhersehbare Variation der Story »einsamer Sheriff wartet in staubiger Kleinstadt auf Supergangster und wird von allen Autoritäten im Stich gelassen«. Jener bereits mit »High Noon« abschließend bearbeitete Plot wird von Kim in die Gegenwart und ins US-Grenzgebiet zu Mexiko verlegt.

Da Schwarzenegger seit den respektablen ersten beiden »Terminator«-Filmen Synonym für so teure wie schlechte Streifen ist, besteht der Reiz des Films einzig darin, »Arnies« Entwicklung zu beobachten: vom aufgepumpten Bauerntölpel zum Hollywood-Star zum »Gouvernator« zum Privatier. Kurz: Hat seine Persönlichkeit - durch die Erfahrungen in der Politik und kürzlich erlittene private Schläge inklusive Scheidung - an Tiefe gewonnen? Wenn ja: Schafft er es, diese auf die Leinwand zu transportieren? Die Antwort zumindest auf letztere Frage ist noch kürzer: nein.

In einer völlig anderen Liga spielt der 40er-Jahre-Thriller »Gangster Squad« von Ruben Fleischer, der seit vergangener Woche in den Kinos läuft. Das liegt vor allem an Protagonist Josh Brolin, der einem mit seiner starken Präsenz nicht nur Schwarzenegger austreibt, sondern auch Antagonist Sean Penn an die Wand spielt. Der Verweis, der Kampf einer Truppe von kriegsbewährten Haudegen gegen den damaligen Mafia-Paten von Los Angeles, Mickey Cohen, beruhe auf einer wahren Geschichte, wird durch Fleischers Regie allerdings komplett konterkariert: Der Züge einer Comicverfilmung tragende Schlapphut-Reißer unterhält zwar leidlich und teils auf schrille Art und Weise - ein reales Bild des Nachkriegs-Kaliforniens ist es mit Sicherheit nicht. Brolin, der fast schon mit Superkräften ausgestattete Mafia-Jäger, übersteht die härtesten Kugelhagel, ist dabei aber immerhin höflich zu Frauen.

Qualitativ höher als »The Last Stand« aber Welten von »Gangster Squad« entfernt, ist »Parker« von Taylor Hackford mit Jason Statham angesiedelt (Kinostart: 7. Februar). Dieb und Rächer Statham steht auch nach gewohnt ordentlicher Brachialaction noch. Das hier von Jennifer Lopez vermittelte Frauenbild hätte aber das Zeug, einen weiteren Twitter-»aufschrei« auszulösen.

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