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Ein Komiker will in die Politik

Beppe Grillo zieht mit der »Bewegung 5 Sterne« in Italiens Parlament ein

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 3 Min.
Beppe Grillo ist der große Unbekannte in der italienischen Politik. Laut Umfragen dürfte seine Partei »Movimento 5 stelle« (Bewegung 5 Sterne) bei der Parlamentswahl am Sonntag und Montag etwa 15 Prozent der Stimmen erhalten und wäre damit drittstärkste Kraft.

Das Motto des ehemaligen Komikers und Satirikers, der im Sommer 64 Jahre alt wird, ist einfach: »Wir schicken sie alle nach Hause«. Mit »sie« sind die traditionellen Parteien und die Berufspolitiker gemeint, die seiner Meinung nach alle gleichermaßen für den Niedergang des Landes verantwortlich sind. Zwar ist seine Bewegung 5 Sterne (M5S) nicht ganz neu, sie wurde bereits 2009 gegründet, aber erstmals steht sie landesweit zur Wahl.

Grillo versammelt Menschen mit sehr unterschiedlichen politischen Ausrichtungen um sich, die aber alle eines gemeinsam haben: Sie sind von den herkömmlichen Parteien und von der Politik enttäuscht und gehen davon aus, dass der Erfolg ihrer Bewegung wie ein Meteorit einschlagen und eine Art allgemeines Chaos schaffen wird, aus dem eine neue Ordnung hervorgehen kann.

Seine Kandidaten wurden - ähnlich wie bei den deutschen Piraten - per Internet ausgesucht, was wahrscheinlich ein Grund dafür ist, dass Beppe Grillo, der schon als Satiriker sehr bekannt war, der absolute Dreh- und Angelpunkt der M5S ist. Im Augenblick ist der Frontmann auf einer »Tsunami-Tour«. So nennt er selbst seine Wahlkampfreise durch Italien. Wie keinem anderen gelingt es ihm, die Plätze zu füllen. Egal ob im Norden oder im Süden des Landes, egal ob in einer Metropole oder einer Kleinstadt - überall strömen die Menschenmengen, um bei einer der Kundgebungen dabei zu sein, bei denen Grillo sein großes rednerisches Talent voller Leidenschaft zum Einsatz bringt. Für ihn gibt es keinerlei Heilige Kühe, er ist das Gegenteil von »politisch korrekt«. Für Grillo sind »links« und »rechts« überholte Begriffe, er hat keinerlei Berührungsängste und zwinkert auf der einen Seite den Autonomen und auf der anderen den Neofaschisten von »Casa Pound« zu. In seinen Reden bittet er auch schon mal die Islamisten, einen Sprengsatz unter das Parlament zu legen, damit »die ganze Schweinebande« in die Luft fliegt. Auch die Gewerkschaften sind für ihn Ausdruck »des Alten« und gehören abgeschafft.

In die Ablehnung des »Establishments« bezieht Beppe Grillo auch die Medien und vor allem das Fernsehen ein: Er weigert sich, an Wahldebatten teilzunehmen, und hat auch seine Kandidaten dazu aufgefordert, solchen Shows fernzubleiben. Seine Kampagne spielt sich im Internet und auf den Straßen ab.

Trotzdem wäre es falsch, die M5S als reine Protestpartei zu bezeichnen. Für Grillo stehen Bürgerrechte im Vordergrund. Zum Beispiel setzt er sich für die Homo-Ehe ein. Ein weiterer Punkt des Programms sind die Verstaatlichung der wesentlichen Dienstleitungen und die Schaffung »kleiner Kreisläufe« sowohl bei der Ernährung wie bei der Müllbeseitigung.

Beppe Grillo lehnt jede Art von Zusammenarbeit mit anderen Parteien im neuen Parlament ab. Allerdings hatte er das auch schon vor den Regionalwahlen in Sizilien erklärt, wo er heute die Mitte-Links-Regierung punktuell unterstützt. Da der Satiriker seine Stimmen nicht nur bei bisherigen Nichtwählern, sondern in praktisch allen politischen Lagern fischt, wird er von allen Parteien hart angegriffen. Nur die »Zivile Revolution« von Antonio Ingroia hatte Grillo ein Bündnis angeboten, die der Umworbene allerdings strikt ablehnte.

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