Kataloge als Satiremagazine

GARTEN: Den Winter zusammen mit Pflanzen genießen, die ihn auch mögen

  • Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
  • Lesedauer: 2 Min.
Kleinia im Blumenfenster vor der Winterlandschaft
Kleinia im Blumenfenster vor der Winterlandschaft

Es ist doch noch Winterzeit! So möchte man es den ewig übers Wetter stöhnenden Zeitgenossinnen und -genossen immer nur zurufen: Genießt diese Zeit doch einfach!

Aber es hilft meist nicht viel; die Klagenden wollen mit der kalten Jahreszeit in unseren Breiten offensichtlich nicht mehr klar kommen und bei Schnee plus ein paar Minusgraden einfach schlechte Laune haben. Wenn sie Gartenbesitzer sind und jetzt in Pflanzenkatalogen blättern, die einem ja oft auch ungebeten ins Haus flattern, lesen sie zwar solche tollen Sätze wie diese: »Schaffen Sie sich ihre eigene traumhaft schöne mediterrane Atmosphäre! Dank unserer winterhart gezüchteten Pflanzen, nutzen Sie die neuen Möglichkeiten für Ihre Gartengestaltung!«

Doch wenn sich der Katalogtraum dann nicht zu dem versprochenen Sommermärchen auswächst, gehen der Ärger und die schlechte Laune weiter.

Wenn man allerdings die sprachlichen Kapriolen, die die Werbeleute da zu Papier bringen, mit den dazu aufgemotzten Pflanzenbildern als Satire nimmt, kann man viel Spaß haben: Blütenwunder und bezaubernde Massenblüher, mit denen man seine Hausfassade fluten kann in einer noch nie dagewesenen, einzigartigen Pracht! Erdbeeren die - man staune - gleichzeitig blühen und fruchten. Und wer die angebotenen Kletterhilfen kauft, ist ganz auf der Zielgeraden, denn die halten nicht nur, sondern fördern auch noch zügiges Wachstum und so weiter und so fort.

In meinem Blumenfenster steht ein Gewächs, dem, wahrscheinlich von solchen Werbefachleuten, ein deutscher Name verpasst wurde, der gleich doppelt falsch ist: Affenpalme. Es ist weder eine Palme noch hat es irgendetwas mit unseren Vorfahren zu tun. Es ist eine nur auf den Kanaren heimische Sukkulente aus der Familie der Korbblütengewächse. Vor sieben Jahren kam sie uns als zehn Zentimeter kleiner Mini mit einem Plüschäffchen (!) dekoriert als Geschenk ins Haus. Seitdem ist diese denkbar unkomplizierte Kleinia neriifolia fast 80 Zentimeter groß, schmückt sich in der dunklen Jahreszeit monatelang mit grünem Blattschopf. So schön kann der Winter mit Pflanzen sein! Die Kleinia will nur in dieser Zeit etwas zu trinken. Wenn sie die Blätter abwirft, möchte sie in Ruhe gelassen werden und total trocken stehen. Erst im Herbst schiebt sie neue Blattschöpfe.

Die in kühlen und meist nicht sehr hellen Räumen überwinternden Kübelpflanzen haben allerdings zu recht den Winter satt; sie ahnen den Frühling und treiben schon. Bevor sie kräftig anfangen zu wachsen, müssen sie zurückgeschnitten werden, damit sie ihre Kraft nicht in sparrige Triebe stecken.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.