- Kultur
- Politisches Buch
Dutschkes Revolution
Leseprobe
Petrovics, einer der Redakteure der jugoslawischen Zeitschrift »Praxis« mit dem Programm, zum »wahren Marx« zurückzukommen, hatte als leitendes Prinzip konstatiert: »Philosophie ist das Denken der Revolution.« Er unterlegte der Revolution damit eine kategorische Denkform, die erkenntnistheoretisch eine eigene Dimension gewonnen hatte. In der Geschichte des Denkens der Revolution hatte sich ein neuer Formwandel ereignet.
Die Englische, die Amerikanische Revolution waren politische Veränderungen, Herrschaftsumschichtungen, noch keine Verkehrungen, wie sie die plebejische Denkform anvisierte - bei Thomas Müntzer, Büchner oder Weitling. Die Französische Revolution basierte auf einer sozialen, die alsdann kaschiert wird ... Erst auf der Höhe der Kritik der politischen Ökonomie ist dann allerdings die Revolution Totalitätskategorie geworden, Negation der Negation ...
Zum Geleiere des Ost-Marxismus versetzt Rudi Dutschke: »Das unkritische Festhalten an den ›bewährten Formeln‹ der Klassiker degradiert den revolutionären Kampf auf die Stufe der begrifflosen Praxis oder des blinden Aktionismus.« Zwei Elemente der Fortentwicklung der Marxschen Analyse hebt er hervor: das Aktienkapital und die Einmischung des Staates...
Die Erkenntnisbedingungen haben sich heute digitalisiert wie die Krise. Sie nährt und stiftet neue Revolten. Das »durchschauende Bewusstsein« (Rudi Dutschke) wird seine eigene eingreifende Sprache zu Erkenntnis, Kritik und Agitation gemäß der vor sich gehenden Umwälzungen herstellen.
Aus Helmut Reinicke »Rudi Dutschke. Aufrecht gehen. 1968 und der libertäre Kommunismus« (Laika, Verlag, Bibliothek des Widerstands, 320 S., geb., 29,90 €; plus CD)
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.