Jäger geraubter Schätze

Auf der Suche nach Hitlers Raubkunst

  • Armin Jähne
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Anfang war der Krieg. Etwas später kam das Wort - in Form eines Befehls von General Dwight D. Eisenhower: »In Kürze werden wir auf den europäischen Kontinent vorrücken in unserem Kampf, der dem Schutz unserer Zivilisation dient. Unvermeidlicherweise werden wir auf unserem Vormarsch auch auf historische Monumente und Kulturgüter stoßen, die gegenüber der Welt all das symbolisieren, was wir zu bewahren suchen. Es ist die Pflicht jedes Truppenkommandeurs, diese Symbole zu respektieren und möglichst zu schützen.« Dem folgt der Zusatz: Wenn allerdings »militärische Notwendigkeiten es erfordern, können die Kommandanten die nötigen Aktionen befehlen, auch wenn dies mit der Zerstörung solcher bedeutender Stätten verbunden ist«. Dieser Befehl erging elf Tage vor der Invasion der Westalliierten in der Normandie. Als ihre Truppen im Sommer 1943 auf Sizilien und in Süditalien gelandet waren, wurde eine ähnliche Order erst nach einem knappen halben Jahr erlassen.

Dem Wort voraus ging die Tat. Anfang 1943 wurde bei der US-Army die Abteilung »Monuments, Fine Arts and Archives«, kurz MFAA, eingerichtet. Ihre Vertreter an der Front, die sogenannten Monuments Men, sollten während der Kriegshandlungen möglichst viele europäische Kulturgüter retten. Zum einen ging es um die Bewahrung von historischer Bausubstanz und Werken der bildenden Kunst vor Zerstörung, zum anderen um die Wiederauffindung der von deutscher Seite in den besetzten Ländern geraubten Kunstgüter sowie der aus deutschen Museen und Kirchen ausgelagerten und versteckten Kulturschätze.

Gegen Kriegsende gab es etwa 350 Monuments Men, zu wenige angesichts der Weite der Kriegsschauplätze; nur rund 60 waren an den Fronten aktiv, knapp ein Dutzend in der Normandie und 25 Mann für Westeuropa, Deutschland und Österreich. Die Bilanz ihres oft heldenmütigen Einsatzes war mager, so die Autoren. »Schon das kleine, überwiegend ländliche Sizilien hatte sich für den ersten MFAA-Einsatz als eine Nummer zu groß erwiesen.«

Erschwerend für die Monuments Men wirkte die Rigorosität der Kriegsführung, insbesondere die »Brutalität der alliierten Luftangriffe«, um den deutschen Widerstand zu brechen. Zudem verfügten sie über fast keine logistische Unterstützung. Sie waren bewunderungswürdige, auf sich allein gestellte Einzelkämpfer niedrigen Dienstgrades, ganz ihrem Auftrag verpflichtet.

Auf deutschem Boden ging es primär um die Auffindung jener Verstecke in West-, Süd- und Mitteldeutschland, in die sowohl deutsches Kulturgut als auch die von den Nazis in den besetzten Ländern, namentlich vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, geraubte Kunst verbracht worden waren. Hierüber berichteten in ihren Büchern bereits Klaus Goldmann und Günter Wermusch. Im Salzbergwerk von Altaussee stießen die Monuments Men auf Kunstschätze, die für das »Führermuseum« in Linz in ganz Europa zusammengeklaubt worden waren.

Die Arbeit der MFAA wird, trotz mancher Unzulänglichkeiten, als Erfolgsgeschichte dargestellt. Das ist verständlich. Hingegen weniger, dass Diebstähle durch US-Soldaten, wie der Kleinodien aus dem Quedlinburger Domschatz, verschwiegen werden.

Robert M. Edsel/Bret Witter: Monuments Men. Auf der Jagd nach Hitlers Raubkunst. Residenz-Verlag. 541 S., geb., 26,90 €.

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