Werde Demonstrant!

Ein Handbuch für mehr Bürgerbeteiligung auf der Straße

Florian Kessler reiste im vergangenen Jahr quer durch die Republik und beteiligte sich an Protestaktionen. In Stuttgart demonstrierte er für den Erhalt des Kopfbahnhofs, in Dresden durchbrach er eine Polizeikette, um sich an einer Blockade auf der Demoroute der Nazis zu beteiligen und vor dem Bundesrat in Berlin begegnete er bei seinem Einsatz gegen die Kürzungen im Bereich regenerativer Energien dem Bundesumweltminister.

Mit großer Sympathie für soziale Bewegungen beschreibt der 32-jährige Journalist seinen Selbstversuch. Er stellt eine neue Protestbereitschaft fest und resümiert: »Wir brauchen nicht weniger soziale Unruhe, sondern wir sollten uns Sorgen um alle machen, die noch immer nicht unruhig sind.«

Sein Erstlingswerk ist ein Handbuch für Demonstranten und vor allem für solche, die es werden wollen. Sie finden darin vielfältige Ratschläge, beispielsweise wie sie es Polizisten besonders schwer machen können, Menschenblockaden von den Straßen zu räumen. Ergänzend gibt es Argumentationshilfen, um Pessimisten von der guten Sache der politischen Einmischung zu überzeugen.

Der Autor bezeichnet sich selbst als »euphorischer Demokrat«, der an die Transformation des Kapitalismus und die Möglichkeit demokratisch kontrollierter Märkte glaubt. Entsprechend skeptisch bleibt er gegenüber bestimmten Demonstrationsformen wie der des Schwarzen Blocks, wenngleich er nach Teilnahme an der Ersten-Mai-Demonstration in Berlin-Kreuzberg dessen »ungeheure Stärke« feststellt.

Wie die sozialen Bewegungen durchziehen auch das Buch Widersprüche. Der Autor beruft sich auf blutig erkämpfte Rechte, grenzt sich andererseits fortlaufend von »Gewalt« ab. Im Gegensatz dazu verständigen sich viele Kampagnen, solche entpolitisierenden Begriffe und Distanzierungen zu meiden und respektieren unterschiedliche Aktionsformen - gerade auch in Gorleben, einer Region, die der Autor als ein vorbildliches Modellprojekt für politische Partizipation betrachtet.

Florian Kessler: Mut Bürger. Die Kunst des neuen Demonstrierens. Hanser Berlin. 240 S., br., 14,90 €.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.