Umverteilung als Wachstumsbremse
Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik stellt ihr »Memorandum 2013« vor
Linke Ökonomen haben eine Umkehr in der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der Bundesrepublik gefordert. »Die Beschäftigten haben das exportgetriebene Wirtschaftswachstum durch Lohnverlust alimentiert«, erklärte Heinz-J. Bontrup, Professor an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen, anlässlich der Vorstellung des »Memorandum 2013« am Montag in Berlin. Die Publikation wird seit 1975 jährlich erstellt von der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, einem Zusammenschluss linker Ökonomen und Gewerkschafter.
Bontrup beziffert die Verteilungsverluste der Beschäftigten durch die deutlich gesunkene Lohnquote im Zeitraum von 2001 bis 2012 auf 1023 Milliarden Euro. »Jahrelang wurde eine Umverteilung zugunsten der Vermögenden und Kapitaleigentümer durchgesetzt - und die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen und Einkommen ist eine Wachstumsbremse«, erklärte Mechthild Schrooten, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Bremen. »Das bisher forcierte Wachstumsmodell, das auf eine Umverteilung von unten nach oben und auf steigende Exportüberschüsse setzt, wird scheitern«, heißt es im »Memorandum 2013«.
Die Arbeitsgruppe fordert einen »sozial-ökologischen Umbau« der Gesellschaft. Dieser könne nur durch die Bekämpfung von Massenarbeitslosigkeit und Armut, die Bändigung der Finanzmärkte und mit Hilfe eines ausreichend finanzierten öffentlichen Sektors gelingen. Für letzteren brauche es eine Steuerpolitik, die über eine stärkere Einbeziehung der Vermögenden und Unternehmen die Binnennachfrage stärke. Im Einzelnen fordern die Ökonomen die Wiedereinführung einer dauerhaften Vermögensteuer, eine einmalige Vermögensabgabe zum Abbau der Staatsverschuldung sowie eine Reform der Erbschaft- und Schenkungsteuer. Das Einkommensteuersystem müsse »gerecht und aufkommensstark« werden. Daher müssten der Spitzensatz auf 53 Prozent angehoben, Kapitaleinkünfte nach dem individuellen Einkommensteuersatz besteuert, das Ehegattensplitting nach einer Übergangszeit abgeschafft und der Körperschaftsteuersatz von Kapitalgesellschaften von derzeit 15 auf 30 Prozent erhöht werden.
Eine Kurzfassung des Memorandums findet sich online hier
Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik: Memorandum 2013, Papyrossa Verlag
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.