Iraker erlebten blutigsten Monat seit 2008

Terrorgruppe plante angeblich Giftgasanschläge

  • Lesedauer: 2 Min.
Mehr als 1000 Menschen wurden im Mai Opfer tödlicher Gewalt in Irak. Die Iraker haben damit den blutigsten Monat seit 2008 erlebt. Eine Terrorzelle soll Chemieanschläge auch in Europa und den USA geplant haben.

Istanbul/Bagdad (dpa/nd). Die Gewalt zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen hat in Irak einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach UN-Angaben wurden im Mai insgesamt 1045 Iraker getötet und 2397 weitere bei Terroranschlägen und gewaltsamen Übergriffen verletzt. Die meisten Toten gab es in der Hauptstadt Bagdad (532 Tote), gefolgt von den Provinzen Salah-al-Din, Ninive, Anbar, Dijala und Kirkuk. Insgesamt habe es mindestens 560 Bombenanschläge und bewaffnete Übergriffe in dem Monat gegeben. Der Mai war der UNO zufolge der tödlichste Monat in dem arabischen Land seit Juni 2008.

Die irakischen Behörden gaben derweil bekannt, dass sie eine Terrorgruppe zerschlagen hätten, die Anschläge mit chemischen Kampfstoffen wie Sarin und Senfgas planten - auch in Europa und den USA. Alle fünf Mitglieder der mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida verbundenen Gruppe seien festgenommen worden.

»Diese Terrorzelle wollte Besucher Iraks mit ferngesteuerten Spielzeugflugzeugen voller hochgiftiger Substanzen angreifen«, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. »Sie hatte auch ein Netzwerk, um giftige Stoffe in benachbarte Staaten, nach Europa und in die USA zu schmuggeln.« Zum Fahndungserfolg habe die Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten beigetragen.

Die meisten Anschläge in Irak, die oft Anhänger des schiitischen Islams zum Ziel haben, gehen auf das Konto der sunnitischen Al-Qaida. Der Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten war nach Abzug der US-Truppen vor eineinhalb Jahren neu ausgebrochen. Viele sunnitische Muslime, die unter dem Regime des gestürzten Diktators Saddam Hussein zur Machtelite gehörten, fühlen sich heute benachteiligt und vom schiitischen Regierungschef Nuri al-Maliki diskriminiert.

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