Im Zweifel traditionell

Erzieher und Sozialpädagogen sind in GEW bisher nicht mit Lehrern gleichberechtigt

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Lange Jahre galt die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) als Lehrerorganisation. Mit ihr verband man vor allem die Interessenvertretung der Lehrer. Dass in der GEW auch Erzieher und Sozialpädagogen organisiert sind, ist weniger bekannt.

Zu dieser verbreiteten Meinung hat in der Vergangenheit auch die GEW mit ihrer Personalpolitik selbst beigetragen. An der Spitze standen durchweg Lehrer. Bei der Neuwahl des Bundesvorstands vor Wochenfrist in Düsseldorf hätte es zu einem »Kultursprung« kommen können. Norbert Hocke, im Vorstand seit Jahren für den Bereich Jugend und Sozialarbeit zuständig, bewarb sich um den Posten des GEW-Vorsitzenden. Der Sozialpädagoge und ehemalige Kita-Leiter unterlag allerdings in einer Kampfabstimmung der Haupt- und Realschullehrerin Marlis Tepe. Ebenso traditionell entschieden die Delegierten bei der Wahl der künftigen Leitung des Bereichs »Schule«. Gewählt wurde die Sonderpädagogin Ilka Hoffmann, die sich für einen vorsichtigen Wandel der Gymnasien ausspricht, denn, so wird sie zitiert, »das Bildungsbürgertum wolle das ständische Schulsystem«. Ihr unterlag Sigrid Baumgardt, die sich für die Gemeinschaftsschule stark macht.

Die beiden Personalien sind nicht ohne Signalwirkung. Zum einen - und das ist positiv - haben sowohl Hocke als auch Baumgardt mit jeweils knapp 42 Prozent respektable Ergebnisse erzielt. Andererseits zeugen diese beiden Personalentscheidungen davon, dass den Delegierten der letzte Mut fehlte, sich deutlicher für eine inklusiven Schule für alle einzusetzen, in der Erzieher und Sozialpädagogen, gleichberechtigt mit Lehrern arbeiten. Das ist schade.

Die Autorin ist Erziehungswissenschaftlerin und lebt in Berlin.

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