Hormongaben über die Haut auch gefährlich

Pflaster und Gele gegen Wechseljahresbeschwerden erhöhen Brustkrebsrisiko

  • Lesedauer: 2 Min.
Hormontabletten gegen Beschwerden in den Wechseljahren erhöhen deutlich das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall, Blutgerinnseln und Brustkrebs. Das ist belegt. Aber auch Hormone, die über die Haut aufgenommen werden, könnten gefährlich sein, warnen Arzneimittelexperten der pharmakritischen Zeitschrift »Gute Pillen - Schlechte Pillen (GPSP)«.

In den Wechseljahren müssen Frauen sich mit vielfältigen Veränderungen arrangieren, denn die hormonelle Umstellung vor dem Ausbleiben der Regelblutung wirkt sich auf Körper und Seele aus, heißt es in einer aktuellen GPSP-Veröffentlichung. Die Beschwerden seien individuell unterschiedlich. Manche Frauen verspüren hin und wieder Hitzewallungen, einige litten vorübergehend stark. Nach einer umfangreichen Studie aus dem Jahr 2007 ist klar, dass Hormontabletten mehr Schaden anrichten können als sie nutzten. Ärzte sollen sie daher nur bei starken Beeinträchtigungen, für kurze Zeit und möglichst niedrig dosiert verordnen, so die Experten.

Immer wieder wird betont, dass Hormonpräparate, die durch die Haut (transdermal) aufgenommen werden, weniger gefährlich sind als Tabletten, deren Wirkstoffe über den Magen-Darm-Trakt zunächst in die Leber gelangten und dort das Gleichgewicht von gerinnungsfördernden und gerinnungshemmenden Faktoren stören. Das kann Herzinfarkt, Schlaganfall und Gerinnseln in den Venen Vorschub leisten. Hormone, die aus Pflastern, Cremes oder Gelen direkt in die Haut gehen, gelangen gleich in den Blutkreislauf. Ob sich das allerdings günstig auf die Herz-Kreislauf-Risiken und das Brustkrebsrisiko auswirkt, bleibt unklar.

»Leider fehlen gute Studien zu dieser Frage«, kritisiert Wolfgang Becker-Brüser von »Gute Pillen - Schlechte Pillen«. »Denn es gibt bislang nur epidemiologische Untersuchungen, die Bevölkerungsgruppen vergleichen. Sie schauen rückblickend auf die Erkrankungen und Todesfälle bei Frauen, die transdermale Hormonpräparate verwendet haben - oder nicht.« Auf der Grundlage solcher Studien lässt sich derzeit zusammenfassend sagen: Gefäßverschlüsse durch Gerinnsel entstehen möglicherweise nicht häufiger als bei Frauen, die keine Hormone verwenden. »Allerdings spricht einiges dafür, dass aufgrund methodischer Mängel der Studien die Gefährdung durch äußerlich verwendete Hormonpräparate unterschätzt wird«, so Becker-Brüser. Ob die Gefahr eines Schlaganfalls durch transdermale Hormone steigt, lasse sich noch nicht abschätzen. Höher dosierte Präparate könnten aber das Risiko erhöhen. Widersprüchlich sind die Ergebnisse beim Herzinfarkt. Insbesondere hier sollten Studien rasch Klarheit schaffen. Relativ eindeutig ist die Situation beim Brustkrebsrisiko. Es steigt mehreren epidemiologischen Studien zufolge auch bei transdermalen Präparaten an. nd

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