Kuba wappnet sich für die Hurrikan-Saison

Provinzen Santiago und Holguín leiden noch immer unter den Folgen von »Sandy« im Jahr 2012

  • Leo Burghardt, Havanna
  • Lesedauer: 2 Min.
Alle Jahre wieder, wenn im Juni eine neue Hurrikansaison heraufzieht, meldet sich das Hauptquartier der kubanischen Meteorologen, das an der Einfahrt zum Hafen Havannas auf dem Hügel von Casablanca thront, mit einer Prognose.

Die Erfahrungen der kubanischen Hurrikanbeobachter, die bis ins Jahr 1791 zurückreichen, ihre Ausstattung mit modernstem technischen Gerät und die seit Jahren erprobte Zusammenarbeit mit mexikanischen, US-amerikanischen, jamaikanischen, dominikanischen und venezolanischen Kollegen garantieren immerhin, dass sie am Ende der Saison im November feststellen können, mit ihrer Prognose ziemlich nahe an der Wirklichkeit gelegen zu haben.

Von Juni bis Mitte August herrscht für Kuba meist Ruhe. Dabei wird es wohl bleiben. Insgesamt muss sich die Region diesmal auf 18 Tropenstürme gefasst machen. Zehn könnten Hurrikans mit Windgeschwindigkeiten über 118 Kilometer pro Stunde werden. Einer davon wird auf Kuba treffen. Ob überhaupt und mit welcher Wucht, lässt sich noch nicht mit Sicherheit voraussagen.

Die Saison im Vorjahr war die drittaktivste seit 1851. Der Osten Kubas wurde gleich zweimal zerfleddert. Der Hurrikan »Sandy« brauchte am 25. Oktober nur fünf Stunden, um Milliardenschäden zu hinterlassen. Elf Menschen fielen ihm zum Opfer. In den USA waren es 72. Für Kuba war das jedoch alarmierend, denn die Zivilverteidigung strebt mit ihren jährlichen Manövern »Meteoro« natürlich ein Null-Opfer-Limit an. Tatsächlich kamen durch »Sandy« sieben Personen ums Leben, weil sie der rechtzeitigen Aufforderung der Zivilverteidigung, ihre Wohnstätten zu verlassen und gegen eine sichere Unterkunft zu tauschen, nicht nachgekommen waren. »Sandy« wird nicht wieder in der alphabetisch geordneten Namensliste der Hurrikans auftauchen. So geschieht es allen, die außerordentliche Schäden angerichtet haben. Wie zum Beispiel 1998 »Mitch« (Honduras) und 2005 »Katrina« (USA). Die Provinzen Santiago de Cuba und Holguín leiden noch immer an »Sandys« Folgen. Inzwischen wird auch ein verändertes Verhalten der Hurrikans der Klimaerwärmung zugeschrieben. Sie werden heftiger sein und sich mit längeren Trockenperioden abwechseln.

Auf der Internationalen Konferenz für integrale Behandlung der Küsten, die in Santiago de Cuba stattfand, wiederholte Orlando Rey vom kubanischen Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt, es sei »endgültig unmöglich geworden, einen Temperaturanstieg von mehr als zwei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu verhindern«, wie das 2010 auf dem Klimagipfel in Cancun als Ziel formuliert wurde.

Kuba hat eine Küstenlinie von 7000 Kilometern mit 413 Stränden. 30 sind von Erosion bedroht. In den vergangen 40 Jahren ist die Temperatur um 0,6 Grad gestiegen, mit ihr der Meeresspiegel um 5,72 Zentimeter. Bis etwa 2050 wird Kuba schätzungsweise 2700 Quadratkilometer Küste einbüßen und damit Korallenriffs, Mangrovenwälder, Marschlandschaften und kleine Inseln.

Anfang Juni regnete es auf Kuba übrigens tagelang, so dass die Zivilverteidigung für die westlichen Provinzen Pinar del Rio, Artemisa, Habana und Mayabeque den Alarmzustand Stufe 1 verkünden musste.

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