Weg mit den Zeitungen
Ecuadors Präsident Correa will Print-Zeitungen zum Umweltschutz abschaffen
QUITO, 20. August (AFP/nd) - Als Maßnahme zum Schutz der Umwelt hat Ecuadors Präsident Rafael Correa eine Volksabstimmung über die Abschaffung aller gedruckten Zeitungen ins Gespräch gebracht. »Heute sind die merkantilistischen Tageszeitungen die größten ›Umweltschützer‹«, spottete Correa am Montag in einer Twitter-Nachricht. »Also wenn wir das Volk befragen, schlagen wir auch vor, dass Zeitungen nur noch online erscheinen, um Papier zu sparen und die wahllose Abholzung von Bäumen zu verhindern.«
Correa reagierte damit auf Kritik an seiner Entscheidung der vergangenen Woche, im Amazonas-Naturpark Yasuní nun doch nach Öl bohren zu lassen. Eine Initiative aus dem Jahr 2007 hatte vorgesehen, dass Ecuador das Ölfeld in dem Gebiet unberührt lässt, falls die internationale Gemeinschaft dem Land im Gegenzug 3,6 Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) zahlt. Dadurch wäre der Ausstoß von 400 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids verhindert worden.
Laut Correa waren bis 2013 aber nur Zahlungen in Höhe von umgerechnet knapp zehn Millionen Euro eingegangen. In dem Nationalpark, in dem mehrere Indianerstämme leben, werden etwa 920 Millionen Barrel Öl und somit ein Fünftel der Rohölreserven des Landes vermutet. Die UNESCO hatte den Naturpark 1989 zum Biosphärenreservat erklärt.
Ihre Kritik an Correas Entscheidung, das Parlament um die Erlaubnis für Bohrungen im Yasuní-Park zu bitten, hatten die Opposition und Organisationen der Ureinwohner insbesondere über die privatwirtschaftliche Presse verbreitet. Der Präsident des ecuadorianischen Verbands der Presseverleger, Diego Conejo, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er wolle sich noch nicht zu Correas Äußerungen zur Abschaffung gedruckter Zeitungen äußern, da er erst sicher sein müsse, dass es sich um einen ernsthaften Vorschlag handele.
Correa führt seit Jahren eine Fehde mit den sehr kritischen privaten Medien im Land, denen er vorwirft, von der Opposition gesteuert zu werden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.