Stellwerke der Bahn leeren sich
Es ist bezeichnend: Gibt man den Begriff »Stellwerk« bei Google ein, erscheint als erster Treffer ein Restaurant mit Cocktaillounge. Viel weiter unten erscheint ein Hinweis auf eine für die Schienensicherheit zentrale Anlage: Ein Stellwerk ist mit dem Flughafentower zu vergleichen, wo Lotsen für reibungslose Starts und Landungen sorgen.
Erst durch das Bahnchaos im Rhein-Main-Gebiet ist die Bedeutung der Stellwerker wieder deutlich geworden. Sie stellen Weichen, Signale und Schrankenanlagen. Passiert ein Fehler, fährt der Zug aufs Abstellgleis, könnten Autos überrollt werden oder es droht ein Zugzusammenstoß. Auf die große Verantwortung weist auch die offizielle Bezeichnung hin: Fahrdienstleiter.
Stellwerke sind technische Anlagen, die in auffälligen Gebäuden untergebracht sind, die das Bild jedes Bahnhofs prägten. Früher gab es nur mechanische Stellwerke, in denen mit großen Hebeln die Weichen an der Strecke gesteuert wurden. Auch waren Kurbeln zur Bedienung von Schranken oder Signalen üblich. Später kamen elektromechanische und Relaisstellwerke hinzu, bei denen die Bedienung mit Stellhebeln, Drehschaltern und Drucktasten erfolgt sowie die Außenanlagen elektrisch angetrieben werden. Der Trend geht zum computergesteuerten Stellwerk. Fahrdienstleiter überwachen es am Monitor.
Laut interner Statistik der Netztochter der Deutschen Bahn sind noch 960 mechanische Stellwerke, (Durchschnittsalter: 65 Jahre), 376 elektromechanische (52 Jahre), 1705 Relais- (36 Jahre) und 1209 elektronische Stellwerke (9 Jahre) im Einsatz.
Die Steuerung des Fernstreckennetzes der Bahn wird nach und nach zentralisiert - in sieben Betriebszentralen. In diesen »Superstellwerken« liegen die Bedienplätze vieler Stellwerke zusammen. Dadurch kann massiv Personal eingespart werden. Die erste aus einer Betriebszentrale gesteuerte Strecke war Ende 1995 der Abschnitt zwischen Werder (Havel) und Magdeburg. Damit wurden 37 Stellwerke und 210 Mitarbeiter eingespart.
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