Generalstabschefs trafen sich in Jordanien
Militärs aus dem Westen und der Region schmieden Pläne zur Intervention in Syrien
In Jordanien, das nach Angaben des Fernsehsenders »Al-Dschasira« über eine halbe Million syrische Flüchtlinge beherbergt, plant Washington, 250 Soldaten zu stationieren. Am Montag und Dienstag trafen sich die Armeechefs aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Saudi-Arabien, der Türkei, Jordanien und Katar in Amman, um über einen militärischen Einsatz in Syrien zu diskutieren.
Zwar wird der jordanische Außenminister Nasser Judeh in der »Times of Jordan« mit den Worten zitiert, die Konferenz stelle keine Änderung der offiziellen jordanischen Politik dar, eine friedliche Lösung des Konflikts anzustreben. Doch sprechen die Entwicklungen eine andere Sprache: So soll nach Angaben von Diplomaten in der »Times of Jordan« Washington seinem Generalstabschef Martin Dempsey die Erlaubnis gegeben haben, Länder der Region militärisch gegen die von Syrien ausgehende Gefahr zu unterstützen. Im Fall Jordaniens heißt das, dass 250 Militärberater geschickt werden und an der Grenze zu Syrien eine Monitorstation für mögliche Chemiewaffen aufgebaut wird.
In der Zwischenzeit lieferte sich Außenminister John Kerry einen Schlagabtausch mit Syriens Präsident Baschar al-Assad. Kerry sprach von einem »unverzeihlichen« Einsatz von Chemiewaffen durch Syrien, der das Gewissen der Welt aufrütteln solle. Die Antwort Assads ließ nicht lange auf sich warten: Das israelische Ynet zitiert ihn mit den Worten, auf Amerika warte ein zweites Vietnam - der Vietnamkrieg in den 70er Jahren erschütterte den Glauben an die Unschlagbarkeit der US-Armee ebenso wie die Idee eines Militäreinsatzes in einem fremden Bürgerkrieg.
Russland hält sich derzeit zurück: So wird der russische Außenminister Sergej Lawrow im israelischen Rundfunk mit den Worten zitiert, dass ein Militäreinsatz den Bürgerkrieg in Syrien nur verschlimmere.
Wie der Nahostexperte Zvi Yeheskeli im israelischen Fernsehsender »Arutz 10« sagte, nimmt der Konflikt in Syrien zunehmend einen religiösen Charakter an: So werde immer mehr von der Front der Schiiten gesprochen, die von der Alawiten-Gruppe um Assad repräsentiert werde, gegenüber den Sunniten, vertreten durch die Rebellen. Da überrascht es nicht, dass die Nahoststaaten, die sich in Jordanien mit den Westmächten treffen, sunnitische Staaten sind, während schiitische Kräfte - wie Iran und die Hisbollah in Libanon - Assad unterstützen.
Yeheskeli zeigte Videoaufnahmen einer Al Qaida nahestehenden Internet-Fernsehstation: Eine Gruppe militanter sunnitischer Muslime mit ausländischem Akzent stoppt an der syrischen Grenze Autos, um den Insassen Fragen zu Glauben und Religion zu stellen. Zeigt sich, dass sie Schiiten sind, werden sie erschossen. »Diese Gruppen werden bei den Rebellen immer stärker«, sagte Yeheskeli, »und sie werden wohl von der militärischen und wirtschaftlichen Hilfe des Westens profitieren.«
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