Geheimdienste knacken Verschlüsselung im Internet
Chiffrierung von E-Mails, Banküberweisungen oder Telekommunikation für NSA und GCHQ keine Hindernis
Washington (Agenturen/nd). Die britischen und US-Geheimdienste sind nach Medienberichten in der Lage, verschlüsselte Kommunikation im Internet zu knacken. Gängige Verschlüsselungstechniken zur Chiffrierung von E-Mails, Banküberweisungen oder Telekommunikation seien für die National Security Agency (NSA) und ihren britischen Partnerdienst GCHQ keine Hindernisse, berichteten die Zeitungen »New York Times«, »Guardian« und das stiftungsfinanzierte investigative US-Nachrichtenportal ProPublica am Donnerstag. Die Angaben stammen demnach aus geheimen Unterlagen vom Informanten Edward Snowden, die an die Medien weitergegeben wurden.
Selbst als sicher geltende Verschlüsselungstechniken stellen für die Geheimdienste demnach keine Probleme dar. So könnten NSA und GCHQ Chiffrierungssyteme wie VPN oder SSL mit Hilfe eines streng geheimen Programms namens Bullrun knacken und die Inhalte mitlesen, berichteten der »Guardian« und ProPublica. Neben Supercomputern und Entscheidungen von Geheimgerichten helfen den Diensten demnach »geheime Partnerschaften« mit nicht namentlich genannten Technologieunternehmen.
Laut »Guardian« gibt die NSA jährlich 250 Millionen Dollar (190,5 Millionen Euro) aus, um Einfluss auf die Produktentwicklung von Softwareunternehmen auszuüben. Die »geheime Partnerschaften« ermöglichten es dem Geheimdienst, verborgene Zugänge in kommerzielle Verschlüsselungssoftware einzubauen. Die GCHQ sei so vermutlich in der Lage, in User-Accounts bei Hotmail, Google, Yahoo und Facebook einzudringen.
Der Experte für Verschlüsselungstechniken und Sicherheitsfragen, Bruce Schneier bezeichnete die neuen Enthüllungen in seinem Blog als »explosiv«. »Die NSA ist in der Lage, das meiste im Internet zu entschlüsseln« - und das nicht auf »mathematischem Weg«, sondern »indem sie betrügen«.
Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Snowden hatte durch die Veröffentlichung von Dokumenten zum Ausmaß der Telefon- und Internet-Überwachung durch die NSA Schlagzeilen gemacht. Er ist seit Mai auf der Flucht, die US-Justiz wirft ihm Spionage vor. Derzeit hält er sich in Russland auf, das ihm vorläufig für ein Jahr Asyl gewährt hat.
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