Na, hat’s geschmeckt?
Jürgen Amendt über Schulessen und gesunde Ernährung
Die Ankündigung am Kopf dieses Textes ist ein Widerspruch: Schulessen u n d gesunde Ernährung schließen sich gegenseitig aus. Das hat dieser Tage der Freistaat Thüringen von Ernährungsexperten Schwarz auf Weiß bestätigt bekommen. In den Schulkantinen des Landes komme zu viel Fleisch und zu viel Süßes auf den Tisch. Zur Verbesserung der Essensversorgung in den Schulen wird u.a. ein umfangreicheres Obst- und Gemüseangebot vorgeschlagen.
Die Ernährungsfachleute haben gut reden. Die Abfütterung der Kinder und Jugendlichen in den Lernanstalten funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Es darf nicht viel kosten, muss aber nach viel aussehen. Seit Jahren klagen Schüler, Eltern und eben auch Ernährungswissenschaftler über die schlechte Qualität des Kantinenessens an Schulen. Dieser Mangel ist Symptom eines umfassenderen Problems: Als vor gut zehn Jahren der Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen beschlossen wurde, war zwar Geld für Neuinvestitionen da, nach dem Ende des Programms »Zukunft Bildung und Betreuung« im Jahre 2009 blieben die Länder und Kommunen mit der Finanzierung des laufenden Betriebs allerdings auf sich allein gestellt.
Ein wesentlicher Motor für die Initiative für ein Ganztagsschulprogramm war Anfang der 200er Jahre übrigens das schlechte Abschneiden des deutschen Schulsystems bei der ersten PISA-Studie. In den Schulen sollte wieder besser und erfolgreicher gelernt werden.
Aus den Wirtschaftswissenschaften kennen wir das sogenannte Ökonomische Prinzip: Entweder man versucht, mit möglichst wenig Mitteln ein gegebenes Ziel zu erreichen (»Minimalprinzip«) oder mit vorgegebenen Mitteln einen möglichst großen Nutzen zu erzielen (»Maximalprinzip«). Die Bildungspolitik dagegen hat sich für die Quadratur des Kreises entschieden: Mit möglichst wenig Mitteln soll ein maximaler Output erreicht werden.
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