Falsche Privilegien

Jürgen Amendt über die tieferen Ursachen des Lehrermangels nicht nur in Berlin

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin sucht derzeit händeringend neue Lehrer. Es fehlen vor allem Pädagogen in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften. Das Problem ist seit Jahren bekannt und nicht nur auf die Hauptstadt beschränkt. Auch in den anderen Bundesländern entstehen immer wieder Engpässe.

Es sind allerdings nicht nur die immer wieder in der Öffentlichkeit kritisierten ungleichen Entlohnungssysteme - Berlin verbeamtet seine Lehrkräfte im Gegensatz zum Beispiel zu Brandenburg nicht -, die für die Probleme verantwortlich gemacht werden können. Die Misere hat tiefere Ursachen. Im Gegensatz zu anderen Berufen, die in der Regel direkt in den Staatsdienst führen, gilt das Lehrerstudium faktisch nicht als Ausbildungsstudiengang. Der Staat bildet seine Polizeibeamten für den höheren Dienst, seine Juristen etc. bedarfsgerecht an Hochschulen aus. Das Lehramtsstudium dagegen ist immer noch akademisch-wissenschaftlich orientiert, und da die Freiheit der Studienwahl in den Universitäten ein hohes Gut ist, findet hier keine Steuerung statt.

Die Folgen sind fatal: In Berlin zum Beispiel mangelt es - wie anderswo übrigens auch - überhaupt nicht an Lehrern mit der Fächerkombination Deutsch und Geschichte; Germanisten und Historiker gibt es schließlich genug. Mathematik, Physik oder Chemie waren für viele Studentinnen und Studenten aber schon im Abitur oftmals die ungeliebten Fächer, weshalb sie im Lehramtsstudium nur unzureichend als Unterrichtsfach gewählt werden.

Es wäre an der Zeit dieses falsche Privileg abzuschaffen. Der Druck muss von der Politik kommen, denn den Universitäten sind die vielen Studenten mit dem Berufswunsch Deutsch- oder Sozialkundelehrer ganz recht, denn diese bringen Masse und daher reichlich Geld in die klammen Hochschulkassen.

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