Perspektiven für den Globalen Süden!
Martin Ling über die Entwicklung der globalen und deutschen Hilfe
So hoch, wie noch nie und doch weit von der Zielmarke entfernt: 134,8 Milliarden Dollar flossen 2013 von den Geberstaaten in die Öffentliche Entwicklungshilfe (ODA). Was sich in absoluten Zahlen gewaltig anhört, ist relativ bescheiden: Gerade mal 0,3 Prozent des Bruttonationaleinkommens wurden durchschnittlich in die ODA investiert und damit weit weniger als die 0,7 Prozent, auf die sich die Geberstaaten in grauen Vorzeiten einst mal selbst verpflichtet hatten: 1972.
Dass es in Zeiten knapper öffentlicher Kassen durchaus möglich ist, sich ambitionierte Ziele zu stecken und zu erreichen, zeigt Großbritannien: Das Land schaffte es erstmals mit 0,72 Prozent über die Hürde, ein Ziel, das einst noch Premier Tony Blair rund um den G8-Gipfel in Gleneagles 2005 ausgegeben hatte, auf dem er Armut zur Geschichte machen wollte. Das ist trotz gewisser Fortschritte bei der Reduzierung der absoluten Armut in der Welt noch nicht annähernd erreicht - 1,2 Milliarden Menschen leben statistisch von weniger als 1,25 Dollar pro Tag.
Deutschland bedeckt sich in diesem Kontext alles andere als mit einem Ruhmesblatt. Allem Eifer des Entwicklungsministers Gerd Müller zum Trotz hält sich der Aufwuchs im Entwicklungsetat in engen Grenzen. Derzeit sind es bescheidene 0,38 Prozent, und wenn alles nach Plan läuft, werden es bis Ende der Legislatur kaum mehr als 0,4 Prozent. Für die Wirtschaftsmacht Nummer eins in Europa ein Armutszeugnis - gerade im Vergleich zu den weit stärker krisengeplagten Briten.
Allein mit einem Aufstocken der ODA in Deutschland und global wird es in Sachen Entwicklung im Globalen Süden sicher nicht getan sein. Einem Mehr an Qualität bedarf es auch. Dafür muss die internationale Klima- und Energiepolitik mit einer Entwicklungsperspektive für den Süden verbunden werden.
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