Stiftung für HIV-infizierte Bluter bedroht

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Viele Bluter bekamen in den 80er Jahren HIV und Aids. Verantwortliche hatten die Augen verschlossen vor den Gefahren der Blutpräparate. Später gab etwas Hilfe - jetzt geht das Geld aus.

Berlin. Rund 30 Jahre nach dem sogenannten Bluterskandal droht ein Ende der Hilfen für HIV-infizierte Bluter. Die Mittel reichten nur noch bis 2017, sagte der Vorsitzende des Rates der »Stiftung Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen«, Horst Schmidbauer, der dpa. Nötig seien eine Aufstockung der Mittel und ein neues Gesetz.

Die SPD-Abgeordnete Bärbel Bas, Mitglied im Stiftungsrat, sagte der dpa: »Die Menschen brauchen ein Signal, dass sie auch nach 2017 weiter Hilfe bekommen.« Geld aus der Stiftung erhalten Bluter, die in den 80er Jahren mit HIV-verseuchten Blutpräparaten infiziert wurden, sowie deren Angehörige.

»Für die Conterganstiftung hat der Bund nach langen Verhandlungen 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt«, sagte Bas. »Wir müssen die Debatte nun ähnlich organisieren.« Im Hintergrund liefen bereits zahlreiche Gespräche. »Auch die Länder, die Pharmaindustrie und das Rote Kreuz müssen sich beteiligen.«

Mehr als 1000 Betroffene seien bereits gestorben, sagte der Vorsitzende der Deutschen Hämophiliegesellschaft, Werner Kalnins, der dpa. Derzeit erhalten noch rund 400 HIV-Infizierte und Aids-Kranke sowie 200 Angehörige Hilfen, die von 511 bis 1534 Euro im Monat reichen.

Bei Hämophilie gerinnt das Blut nur langsam oder gar nicht. Mit dem Aids-Virus hatten sich die Betroffenen in den 80er Jahren über Gerinnungsfaktoren angesteckt, die aus Blutplasma von infizierten Spendern gewonnen worden waren.

Der Skandal dabei: Blutpräparate mit dem Erreger wurden trotz Erkenntnisse über die Gefahren zu spät vom Markt genommen, Risiken heruntergespielt. Auf eine Erhitzung der Plasmaprodukte zur Abtötung der Viren wurde lange verzichtet. Wegen des Skandals wurde unter dem damaligen Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) 1994 das Bundesgesundheitsamt aufgelöst. Ein Jahr später wurde die Stiftung ins Leben gerufen. dpa/nd

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