Alles wahr, alles gelogen

Jelinek-Stück über NSU

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (67) schreibt ein Stück über den NSU-Prozess. Die Münchner Kammerspiele eröffnen ihre kommende Spielzeit mit der Uraufführung des Werkes, das den Titel »Das Schweigende Mädchen« trägt. Handlungsort ist der Gerichtssaal.

»Es ist wie immer bei Jelinek eine Riesen-Arbeit«, sagte Kammerspiel-Intendant Johan Simons, der das Stück als Regisseur auf die Bühne bringen wird, am Donnerstag. »Zwischen Prozessprotokollen, Medienberichten und literarischen Referenzen wagt sie einen tiefen Blick ins Unbewusste der deutschen Seele«, heißt es in der Ankündigung im Spielzeitheft.

»Eine Werwolf-Mordserie ist einem nie als das Mögliche erschienen«, sagte Jelinek dort. »Man hatte sich eigentlich schon in Sicherheit gewiegt und die Neonazis fast als Folklore betrachtet.« Auch sie habe »den Medien und ihren Fantasien von einer türkischen Mafia geglaubt«, sagte Jelinek weiter. »Wenn diese unglaublichen Lügen, die da verbreitet wurden (...), für wahr verkauft werden konnten, auch mir (...), dann ist alles wahr und gleichzeitig alles gelogen.« dpa/nd

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