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Berlin plant Ombudsstelle für Heimkinder

Kinder- und Jugendhilfetag ist Anlass zu einem Zwischenfazit der Familienpolitik

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Berliner Senat will frühe Kinder- und Jugendhilfe fördern, sieht allerdings die Bezirke in der Pflicht, selbst finanzielle Prioritäten zu setzen.

»Zukunftsoptimismus ist das charakteristische Merkmal der jungen Generation«, sagte Karin Böllert von der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) über die Situation in Deutschland. Gleichzeitig sei das Aufwachsen jedoch noch nie so ungerecht wie heute, die Schere zwischen arm und reich sei noch nie so groß gewesen. »Ein knappes Drittel der jungen Generation in Deutschland droht abgehängt zu werden«, so Böllert auf einer Pressekonferenz anlässlich des 15. Kinder- und Jugendhilfetages. Je früher und länger ein Kind Armutserfahrungen mache, desto prägender werde diese für das gesamte spätere Leben.

In Berlin ist ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen von Transferleistungen abhängig. »Die Kinder- und Jugendhilfe spielt eine ganz wichtige Rolle, Chancen zu eröffnen«, sagte Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD). Eine Chance, die auch nicht zuletzt wegen des Zuzugs der letzten Jahre eine große finanzielle Herausforderung sei. Rund ein Viertel der bezirklichen Gesamtetats fließt in diesen Bereich.

Eine Summe, die nach den Erfahrungen mehrerer Bezirke nicht ausreicht. In Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg gab es in den letzten Monaten immer wieder Proteste von Jugendamtsmitarbeitern oder harte Auseinandersetzung in den Bezirksämtern über die auskömmliche Finanzierung der Arbeit. »Ich nehme das sehr ernst, wenn Mitarbeiter sagen, dass die Personalausstattung sich sehr schwierig gestaltet«, sagt Scheeres. Letztlich könnten jedoch die Bezirke selbst die finanziellen Prioritäten setzen. Ein von der Senatsverwaltung entwickeltes einheitliches Jugendhilfekonzept sei vor zwei Jahren von den Bezirken abgelehnt worden. »Es steht immer noch das Angebot von mir, uns an einen Tisch zu setzen, um eine Lösung zu finden«, sagte sie.

Die schrecklichen Fälle von Kindesvernachlässigung oder -misshandlung hätten den Kinderschutz verändert. »Wir waren in Berlin die ersten, die eine Kinderschutzgesetz und ein Netzwerk dafür auf den Weg gebracht haben«, berichtet die Senatorin. So gebe es inzwischen unter anderem eine Telefonhotline zur Meldung solcher Fälle, eine größere Koordination und ein verbindliches Einladungssystem für kinderärztliche Untersuchungen. Die Fallzahlen stiegen auch, weil inzwischen eine größere Sensibilität vorhanden sei. Die Berichterstattung über frühere Heimerfahrungen im Osten wie im Westen hat dazu geführt, dass nun in Berlin eine unabhängige Ombudsstelle einrichtet, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können. »Das ist bisher einmalig in Deutschland«, so Scheeres.

Erste Erfolge zeigt nach Scheeres Worten die verstärkte frühkindliche Förderung: »Kinder, die zwei Jahre in der Kita waren, können besser deutsch sprechen, viele Kinder sind auch gesundheitlich besser aufgestellt.« Dieser Trend zeichnet sich nach Katrin Böllerts Erkenntnissen bundesweit ab. Die Fallzahlen von Maßnahmen in der jüngeren Altersklasse nehmen ab, ein neuer Schwerpunkt werde die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

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