Peking umwirbt Staaten Lateinamerikas

Präsident Xi sichert mit Krediten und Investitionen Chinas Rohstoffversorgung ab

  • Lesedauer: 3 Min.
Der chinesische Staatschef kündigt in Argentinien und Venezuela Milliardeninvestitionen an. Die südamerikanischen Staaten brauchen Geld, Peking will seine Versorgung mit Rohstoffen sicherstellen.

Caracas. China baut seinen Einfluss in Lateinamerika aus. Staatspräsident Xi Jinping sagte bei seiner Reise durch die Region Kredite in Milliardenhöhe zu. In Venezuela sicherte sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt Zugriff auf die Erdölreserven, in Argentinien investiert sie in Energie- sowie in Verkehrsprojekte und verschafft dem von der Staatspleite bedrohten Land finanziellen Spielraum.

»Wir hauchen dieser Beziehung zwischen China und Venezuela neues Leben ein«, sagte Xi am Montag in Caracas. Mit seinem Kollegen Nicolás Maduro unterzeichnete er insgesamt 38 Abkommen. Eine neue Kreditlinie über vier Milliarden US-Dollar wird mit Schuldverschreibungen für venezolanisches Öl verrechnet. Derzeit liefert Venezuela pro Tag 524 000 Barrel (je 159 Liter) Öl an China.

Die Menge soll zunächst um 100 000 Barrel pro Tag erhöht werden. Der Präsident des staatlichen Energiekonzerns PDVSA, Rafael Ramírez, rechnet damit, dass die Lieferungen bis 2016 auf täglich eine Million Barrel steigen.

Künftig wollen China und Venezuela auch bei der Ausbeutung von neu entdeckten Erdölvorkommen kooperieren, den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten ankurbeln und Investitionen in Industrie sowie Technologie vorantreiben.

Venezuela ist das größte Empfängerland von Krediten der chinesischen Entwicklungsbank in Lateinamerika. Seit Gründung des binationalen Entwicklungsfonds 2008 hat China Kredite in Höhe von 45 Milliarden Dollar an Venezuela überwiesen. Trotz großer Erdölreserven fehlt es in dem Land allerdings teilweise an Dingen des täglichen Bedarfs. Zudem hat Venezuela mit einer Inflation von über 60 Prozent zu kämpfen.

Auch dem klammen Argentinien hilft China mit frischem Geld aus. Bei seinem Besuch in Buenos Aires am Wochenende kündigte Xi Investitionen von fast sieben Milliarden Dollar in den Bau zweier Wasserwerke und die Modernisierung der Eisenbahn an. Die Wirtschaftsdelegationen beider Länder vereinbarten Geschäfte im Umfang von 1,5 Milliarden Dollar.

»Unsere Länder befinden sich an einem historischen Scheideweg«, sagte Xi. »Vor zehn Jahren haben China und Argentinien eine strategische Partnerschaft geschlossen. Jetzt ist es an der Zeit, neue Perspektiven zu eröffnen.«

Mit einem Reservenaustausch der Zentralbanken (Swap) über elf Milliarden US-Dollar verschafft China dem südamerikanischen Land außerdem finanziellen Spielraum. Wegen des Schuldenstreits mit US-Hedgefonds ist Argentinien von den internationalen Kapitalmärkten derzeit weitgehend abgeschnitten.

Der Außenhandel Argentiniens wird von landwirtschaftlichen Produkten dominiert, während Venezuela vor allem Erdöl exportiert. China investiert auf der ganzen Welt seit Jahren massiv, um seine Versorgung mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln sicherzustellen.

Am Montagabend (Ortszeit) reiste Xi nach Kuba weiter. Auch dort wollte der Präsident eine Reihe von Abkommen unterzeichnen. Erst vor wenigen Wochen war ein neues Gesetz in Kraft getreten, das Auslandsinvestitionen auf der sozialistischen Insel künftig vereinfachen soll.

Es handelt sich um Xis zweite Lateinamerika-Visite seit Amtsantritt 2013, nachdem er vergangenes Jahr bereits mehrere Länder Mittelamerikas bereist hatte. Im vorigen Jahr floss ein Fünftel der chinesischen Auslandsdirektinvestitionen im Umfang von rund 67 Milliarden Euro nach Lateinamerika. Die rohstoffreiche Region gilt politisch wie wirtschaftlich als traditionelle Einflusssphäre der USA, doch Peking macht Washington zunehmend Konkurrenz. Agenturen/nd Kommentar Seite 4

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