Drosophila suzukii im Anflug
Im Jahr 2011 wurde die Kirschessigfliege hierzulande erstmals registriert - für Obstbauern in Rheinland-Pfalz ist sie bereits ein großes Problem
Mainz. Sie machen reifes Obst binnen weniger Tage ungenießbar: Kirschessigfliegen (Drosophila suzukii) bereiten den Obstbauern in Rheinland-Pfalz große Sorgen. »Die Früchte sind einem schnellen Verderb ausgeliefert«, sagt Andrea Schneider vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) in Mainz der dpa. »Dass es so massiv kommt, haben wir nicht erwartet.« Hohe Ernteausfälle seien keine Seltenheit mehr. »Wir haben festgestellt, dass Brombeeren die Lieblingskultur der Kirschessigfliegen sind«, sagt Uwe Harzer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) in Neustadt/Weinstraße. Derzeit machen sich die Parasiten aber vor allem über Zwetschgen her. Doch auch Johannisbeeren, Süß- und Sauerkirschen, Aprikosen und Himbeeren zählen zu den bevorzugten Früchten. »Beim Wein ist es ruhig an der Front, das kann aber noch kommen«, so Harzer.
Ursprünglich kommt die sehr anpassungsfähige Fliegenart aus dem asiatischen Raum, 2011 wurde sie erstmals in Deutschland registriert. Die Tiere hätten von der milden Witterung im vergangenen Winter profitiert und sich im Frühjahr noch weiter ausbreiten können, sagt Felix Briem, Biologe am Julius-Kühn-Institut. Das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen betreibt im badischen Dossenheim große Obstbau-Versuchsflächen.
In Rheinland-Pfalz ist nach Harzers Angaben die Vorderpfalz besonders betroffen. Auch in Rheinhessen konnten viele Kirschen, Aprikosen und Mirabellen nicht geerntet werden. Nachdem sich die nur etwa drei Millimeter große Fliege rasant verbreitet hat, gibt es noch kein effektives Mittel, um der Plage Herr zu werden. Befallene Früchte sollten in Plastik verpackt und direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, um die Larven abzutöten. Das DLR experimentiert derzeit mit engmaschigen, vorbehandelten Netzen. Außerdem verringern in kurzen Abständen aufgestellte Fruchtfliegenfallen den Bestand.
Für 2014 wurde in Deutschland ausnahmsweise ein chemisches Pflanzenschutzmittel zugelassen - »quasi als Notfallgenehmigung, um die Obsternte zu retten«, sagt Andrea Schneider vom BWV. Es sei jedoch recht teuer in der Anwendung. Uwe Harzer vom DLR empfiehlt, die Ernteintervalle zu verkürzen und reifes Obst alle zwei bis drei Tage vom Baum abzunehmen. Geerntetes Obst sollte dann rasch gekühlt werden. »Wir alle hoffen auf einen kalten Winter, sonst können wir das Buch zuklappen«, sagt Harzer. dpa/nd
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