Griff nach den Kabelnetzen
Konzentrationsprozess lässt Anbieterzahl schrumpfen
Die Marke Kabel Deutschland wird es nicht mehr allzu lange geben. Der Mobilfunkriese Vodafone, der das Unternehmen vor einem knappen Jahr für elf Milliarden Euro übernommen hatte, will den Namen »auf Dauer« einmotten. Dabei gibt es das Unternehmen erst seit eineinhalb Jahrzehnten. Es entstand im Zuge der Privatisierung der Deutschen Bundespost, die das Kabelfernsehnetz aufgebaut hatte. Später wurde dieses in einzelne Regionalgesellschaften aufgeteilt, die an private Investorengruppen verkauft wurden. Zum Marktführer mutierte Kabel Deutschland - er versorgt heute 8,5 Millionen Haushalte in 13 Bundesländern. Es folgt Unitymedia Kabel BW - eine Tochter des US-Konzerns Liberty Global - mit 7,1 Millionen Haushalten in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Tele Columbus betreut 2,1 Millionen Haushalte in Ostdeutschland, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Es gibt zahlreiche weitere Anbieter, die aber nur in einzelnen Gebieten aktiv sind.
Die neuen Betreiber bieten über ihr Netz längst nicht mehr nur Kabelfernsehen an. Kabel Deutschland startete vor rund zehn Jahren in Berlin ein Pilotprojekt für den Breitband-Internetzugang. Heute haben die großen Unternehmen neben TV auch Internet, Mobilfunk und Festnetz im Angebot. Da die Investitionen ins Netz immer mehr Geld verschlingen, gibt es eine weltweit zu beobachtende Fusionswelle. In Deutschland schlossen sich 2013 die einstige Nummer zwei und drei der Branche, Unitymedia und Kabel BW, zusammen.
Neben diesem Konzentrationsprozess unter den Kabelnetzbetreibern gibt es einen weiteren Trend, den die zunehmende Verwischung der Grenzen zwischen Kabel-TV, Internet und Mobilfunk mit sich bringt. Nachdem Kabel Deutschland die Übernahme von Konkurrent Tele Columbus untersagt wurde, wurde man selbst zum Objekt einer Übernahme - und zwar durch einen Mobilfunkkonzern. Vodafone versucht sich nämlich wegen der schrumpfenden Margen auf dem Handy-Markt in Diversifizierung und Netzausbau, um den schnellen Transport der mit dem Siegeszug von Smartphones und Tablets stark wachsenden Datenmengen zu bewältigen. Die meist auf Glasfasertechnik basierenden Kabelnetze kamen da natürlich gerade recht.
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