Die Stadt, die Menschen
Fred Staufenbiel
Als gerademal 17-Jähriger den Schrecken des Weltkrieges entkommen, studierte Fred Staufenbiel nach einer Maurerlehre Philosophie, um eine bessere Welt mitzugestalten. Schon in jungen Jahren zum Professor an der Berliner Akademie für Gesellschaftswissenschaften berufen, begründete er mit seinen Arbeiten zu den Kulturbedürfnissen der Arbeiterklasse einen breiten Kulturbegriff, der auf der aufmerksamen Beobachtung des Lebensalltags basierte und der von sozial engagierten Architekten und Stadtplanern aufgegriffen wurde.
Auf diesem Wege und durch gemeinsame Arbeiten mit der Bauakademie zum Mitbegründer der DDR-Stadtsoziologie geworden, erforschte er an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar seit Mitte der 1970er Jahre in richtungsweisenden empirischen Studien die Wohn- und Lebensverhältnisse in den Städten der DDR und legte der Politik einen Richtungswechsel vom einseitigen Wohnungsbau auf grüner Wiese hin zu einer auch sozial behutsamen Erneuerung der Städte in all ihren Teilen nahe. Seine Arbeiten erfuhren internationale Aufmerksamkeit, so dass Staufenbiel schon frühzeitig, und nicht zuletzt auch im deutsch-deutschen Wissenschaftsaustausch, zum wichtigen Vermittler und Kommunikator wurde.
Fred Staufenbiel war ein wissenschaftlich wie politisch engagierter Zeitgenosse; als überzeugter Sozialist hat er sich zeit seines Lebens für soziale Gerechtigkeit eingesetzt. Sein kritischer Intellekt, sein freundliches und offenes Wesen sowie sein mitreißendes Redetalent bewirkten, dass er als Hochschullehrer die Herzen seiner Zuhörer erreichte und bei vielen Studierenden Begeisterung für die soziale Seite ihres Berufs weckte. Am 11. August ist Prof. Dr. phil. Fred Staufenbiel verstorben. Bernd Hunger/Max Welch Guerra
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.