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Der Tod fährt stets mit
Klaus Gietinger über prominente Unfallopfer - von James Dean bis Lady Di
Nach »Totalschaden - Das Autohasserbuch« (2010) legt der Autor und Regisseur Klaus Gietinger nun mit »99 Crashes. Prominente Unfallopfer« eine erneute Abrechnung mit dem motorisierten Gefährt vor. An 99 Fallbeispielen kann der Leser chronologisch geordnet eine durchaus morbide, aber interessante und informative Reise durch die Geschichte der prominenten Kfz-Unfälle unternehmen.
Gietinger, der zweifelsohne engagierteste Kfz-Kritiker hierzulande, spart nicht mit eindrücklichen Warnungen: Straßen sind für ihn »Todesstreifen« und Orte des »Massenmordes«, die Autofahrer von der »Droge Geschwindigkeit« benebelt und Fußgänger in der vom »Autofetischismus« beherrschten Gesellschaft nicht mehr als rechtloses Freiwild.
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* Klaus Gietinger: 99 Crashes. Prominente Unfallopfer.
Westend. 271 S., geb., 17,99 €.
Eindrücklichstes Beispiel für letzteres ist im Buch der Tod der DDR-Volksschauspielerin Marga Legal, die im Jahr 2001 im Alter von 93 Jahren mit Blindenbinde und Stock beim Überqueren der Berliner Allee in der deutschen Hauptstadt von einem BMW-Fabrikat (Farbe weinrot, wie Giesinger detailbewusst notiert) erfasst wurde. Dass der Unfallfahrer beim ursächlichen Überholmanöver abgelenkt war und daher die Frau zu spät sah, wurde ihm anschließend vor Gericht als strafmindernd ausgelegt. Die letztlich 1750 Euro Geldstrafe sind für Gietinger Grund genug, von einer »Unrechtsordnung« zu sprechen.
Jeder Eintrag besteht aus einem biografischen Teil, dem eine Beschreibung des tödlichen Unfalls und gegebenenfalls eine Auseinandersetzung mit etwaigen Verschwörungstheorien folgt. Außerdem schließt jeder Fall mit einer Zahlentabelle ab, in der jeweils die landesspezifischen und weltweiten Straßenverkehrstoten des betreffenden Jahres verzeichnet werden sowie dann insgesamt seit 1896. Das Jahr 1896 deshalb, weil damals die Fußgängerin Bridget Driscoll in London von einem für heutige Verhältnisse noch gemächlich unterwegs seienden Automobil angefahren wurde. Infolge der dabei erlittenen tödlichen Kopfverletzungen ging Driscoll als erste offizielle Straßenverkehrstote in die Geschichte ein.
Nicht fehlen dürfen natürlich die weltweit berühmten Unfallopfer - von Albert Camus, und James Dean über James Pollock und Grace Kelly bis Lady Di, der »Top-Lady der Kfz-Toten«, wie Gietinger formuliert. Der Großteil seiner Beispiele stammt aus Deutschland, (Gietinger: »Vaterland des Kfz«) und den USA (»Mutterland«). Den deutschsprachigen Raum vertreten hier u. a. Marianne Strauß, die Frau von Franz Josef Strauß, der Fußballer Lutz Eigendorf, der »weiße Rapper« Falco und der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider.
Die häufigsten Ursachen der Unfälle sind laut Autor zu schnelles Fahren, Übermüdung oder Trunkenheit am Steuer sowie riskante Manöver, etwa Überholen in einer Kurve. Für den Autor haftet den tödlichen Geschehnissen selten Tragisches an. Stattdessen stellen diese nur die erwartbare Konsequenz einer Gesellschaft dar, die politisch und kulturell dem ungebremsten Individualverkehr huldige. Wäre der eine oder andere Bürger doch eher »bequem« (Gietinger) mit der Bahn gefahren.
Entsprechend zerpflückt Gietinger fast alle Verschwörungstheorien; sie dienten nur der Verdrängung der Banalität des Verkehrstodes, seien Hirngespinste, interessengeleitete Gerüchte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der israelische Geheimdienst beim Frontalzusammenstoß des sächsischen NPD-Politikers Uwe Leichsenring seine Finger im Spiel hatte, läge - so Gietinger - bei Null.
Das Buch endet mit dem US-Schauspieler Paul Walker, der 2013 in Kalifornien als Beifahrer in einem Porsche verbrannte. Ein besonders makabrer Unfall, ist doch Walker primär durch seine Mitwirkung an der Filmreihe »The Fast and the Furious« bekannt geworden. Deren künstlerische wie inhaltliche Qualität schätzt Klaus Gietinger - und das dürfte wenig überraschen - als gering ein.
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