Werbung

Wieder Tausende Menschen gegen Pegida auf der Straße

Demonstrationen gegen Rassismus und Intoleranz in Suhl, Berlin, Brandenburg, Leipzig, Trier, Paderborn, Hannover, München, Düsseldorf und anderswo

  • Lesedauer: 4 Min.

Berlin. Bundesweit sind erneut mehrere Tausend Menschen gegen Aufmärsche der rechten Pegida-Bewegung auf die Straße gegangen. Gegen die dritte Kundgebung des Thüringer Ablegers Sügida in Suhl demonstrierten nach Angaben der Polizei etwa 500 bis 600 Menschen. Dem Aufruf von Sügida seien etwa 800 bis 900 Menschen gefolgt, hieß es. Der Thüringer Verfassungsschutz hält den einzigen Pegida-Ableger im Freistaat, der aktuell zu Kundgebungen aufruft, für von Rechtsradikalen organisiert und gesteuert.

Nach zunächst friedlichen Versammlungen von Gegnern und Anhängern des Pegida-Ablegers Hagida ist es in der Nacht in Hannover zu Ausschreitungen gekommen: Mindestens zehn Demonstranten und Sicherheitskräfte wurden verletzt, es gab 42 Festnahmen, wie die Polizei mitteilte. Es flogen Flaschen und Böller, die Demonstranten gingen auch mit Pfefferspray auf die Sicherheitskräfte los. Auf dem Opernplatz hatten sich am Abend zunächst rund 240 Anhänger der Anti-Islam-Bewegung Hagida versammelt. Dabei verstießen laut Polizei mehrere Teilnehmer gegen das Vermummungsverbot und wurden vorläufig festgenommen. Zu einer Gegenversammlung kamen etwa 700 linksgerichtete Demonstranten. Überdies strömten etwa 1000 Menschen zu einem multireligiösen Friedensgebet sowie einer Kundgebung des Bündnisses »Bunt statt Braun« zur Marktkirche. Die Hagida-Gegner sammelten sich im Anschluss auf dem Platz der Weltausstellung - bis zu 2000 wurden es laut Polizei. Es flogen Böller und Flaschen, mehrere vermummte Gegendemonstranten wurden festgenommen.

In Schwerin demonstrierten am Montagabend mehrere hundert Menschen gegen einen Aufmarsch der rechten MVgida-Bewegung. Sie standen sich etwa eine Stunde lang nur durch eine Straße getrennt gegenüber, ehe sich der Demonstrationszug von MVgida durch die Innenstadt in Bewegung setzte. Die Polizei verhinderte Versuche von Gegendemonstranten, den Weg von MVgida zu blockieren. Die Zahl der MVgida-Demonstranten gab die Polizei mit 500 an, die der Gegendemonstranten mit 400 bis 500. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) sagte bei einer Kundgebung des Bündnisses für ein weltoffenes Schwerin in Sicht- und Hörweite des MVgida-Treffens, er habe keinerlei Verständnis für die Aufmärsche der Pegida. Da versuchten Rechtsradikale, das Klima in Mecklenburg-Vorpommern zu vergiften. Auf der Kundgebung sprachen auch Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (SPD) und Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (Linke).

In der Innenstadt von Magdeburg protestieren nach ersten Veranstalterangaben rund 2500 Menschen gegen einen Aufzug der sogenannten Magida, dem sich nach Zählungen der Polizei etwa 800 Menschen anschlossen. Bei der Kundgebung nach dem Vorbild der Pegida schwenkten Teilnehmer schwarz-rot-goldene Fahnen und hielten AfD-Plakate mit Aufschriften wie »Einwanderung braucht klare Regeln« hoch. Die Gegendemonstranten schwenkten rote Fahnen und skandierten »Nazis raus« oder »Ihr seid nicht das Volk.«

Rund 800 Menschen haben am Montagabend in Trier gegen die Pegida -Bewegung demonstriert. Verschiedene Gruppen hatten unter dem Motto »Trier für alle« dazu eingeladen. »Pegida? Läuft nicht in Trier! Diese Stadt sind wir alle!«, hieß es im Aufruf des Vereins »Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts«. Zwischenfälle gab es nach Angaben der Polizei nicht. Aktionen gegen Rassismus und Pegida-Aufmärsche gab es auch in Paderborn, München, Villingen-Schwenningen, Hannover und Düsseldorf.

In Berlin gingen nach Polizeiangaben etwa 1.100 Menschen gegen einige hundert Anhänger des Berliner Ablegers der rechten Pegida-Bewegung auf die Straße - dieser mobilisierte etwa 550 Menschen, die sich am Hauptbahnhof versammelten und einige hundert Meter entlang der Spree liefen. Die Gegendemonstranten protestieren seit Wochen jeden Montag gegen Rassismus. Die Humboldt-Universität hatte angekündigt, aus Protest gegen Bärgida ihre Beleuchtung an den Gebäuden am Boulevard Unter den Linden auszuschalten.

Rund 500 Menschen stellten sich am Montagabend in Brandenburg/Havel einem Aufmarsch der Pegida-Bewegung entgegen. »Das ist ein kräftiges Zeichen aus der Stahlstadt gegen Intoleranz«, sagte Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) vor Ort. Er sei glücklich, dass so viele Menschen »Nein« zu Rassismus sagten, fügte Justizminister Helmuth Markov (Linke) hinzu. Insgesamt kamen zur Demo »Brandenburger für Meinungsfreiheit und Mitbestimmung im Sinne der Pegida-Bewegung« mehr als 100 Menschen. Als einer der Anmelder fungierte der Landeschef der Republikaner, Heiko Müller. Zur Gegendemo hatte ein breites Parteienbündnis aus SPD, Die Linke, CDU, Grünen und FDP aufgerufen.

Rund 2.000 Menschen demonstrierten nach Polizeiangaben in Leipzig für Vielfalt und eine weltoffene Stadt. Sie folgten am Montagabend einem Aufruf der Initiative »Willkommen in Leipzig« - die sich gegen die Islamophobie und den Rassismus des Legida-Bündnisses wendet. »Wir treten ein für das Grundrecht auf Asyl, für eine menschenwürdige Aufnahme von Flüchtlingen, für eine Willkommenskultur für Einwanderer, für religiöse und weltanschauliche Vielfalt, für die Achtung unterschiedlicher Lebensentwürfe«, erklärte Christian Wolff, früherer Pfarrer der Leipziger Thomaskirche. Die Demonstranten zogen vom Nikolaikirchhof über einen Teil des Leipziger Innenstadt-Rings bis zur Synagogengedenkstätte. Die Veranstalter hatten mit rund 1000 Teilnehmern gerechnet. Die Initiative »Willkommen in Leipzig« beteiligt sich auch an den unmittelbaren Protesten gegen die Legida-Aufzüge. Wie ein Sprecher der Stadt Leipzig am Montag sagte, hat der Leipziger Ableger des Dresdner Pegida-Bündnisses den Termin für seinen Aufmarsch diese Woche von Mittwoch auf Freitag verlegt. nd/Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.