Ausweitung der Förderzone
Bildungssenatorin zieht erste Bilanz zum Bonusprogramm für Brennpunktschulen
Für Schulleiter Sven Olsok-Becker von der Spandauer Grundschule im Beerwinkel hat sich im letzten Schuljahr einiges getan. Die Aula ist renoviert, es gibt eine Psychologin an der Schule, die Kinder haben ein Theaterstück auf Englisch aufgeführt. Die Schule hat im vergangenen Jahr 62 500 Euro zusätzlich ausgeben können und Dinge umgesetzt, für die bisher schlicht das Geld fehlte.
Olsok-Beckers Grundschule ist eine von 219 Berliner Schulen, die im vergangen Jahr vom Bonusprogramm des Senats für Schulen mit hoher sozialer Belastung, wie es heißt, profitierten. An der Spandauer Grundschule sind 71 Prozent der SchülerInnen von der Zuzahlung zu den Lernmitteln befreit, die Schule liegt in einem Gebiet des Bezirks mit besonderen Herausforderungen. Vor einem Jahr hatte der Bildungssenat auf Initiative des SPD-Fraktionschefs Raed Saleh das sogenannte Brennpunktschulprogramm gestartet. Am Dienstag zog Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), die die Gelder damals lieber in die Inklusion gesteckt hätte, eine erste Bilanz. »Die Resonanz an den Schulen ist gut. Sie sind nun in der Lage Gelder flexibel einzusetzen und konkrete Ziele für dringende Veränderungen anzugeben.« Insgesamt standen aus dem Programm 15 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung, aber nur 12,4 Millionen wurden von den Schulen abgerufen. Dass Gelder liegen geblieben sind, ist für Scheeres kein Grund zur Aufregung. »Ziel war es, gezielt Gelder in die Schulen zu stecken, damit sich etwas verändert«, sagt die Senatorin. Das Programm sei gerade mal ein Jahr alt, viele der Schulen haben sich vorher nie mit Förderanträgen oder Zielvereinbarungen auseinandergesetzt. Da sei das Erreichte schon »eine starke Leistung«, sagt Scheeres. »Das Geld geht sicherlich nicht verloren«, sagt Scheeres weiter. Sie könnte sich vorstellen, die übrige Summe in den Ausbau der Ganztagsgymnasien zu stecken.
Die bewilligten Gelder flossen überwiegend in die Schulsozialarbeit und Streitschlichtung oder wurden für Sprachmittler und Lerncoaches ausgegeben. Die ein oder andere Bibliothek wurde aufgestockt, Lernwerkstätten und Elterncafés eingerichtet. Den Schulen stand dafür je nach Anteil der lernmittelbefreiten Kinder und ihrer Lage zwischen 100 000 und 50 000 Euro zur Verfügung. Die rot-schwarze Koalition will künftig auch die freien und die Berufsschulen in das Förderprogramm aufnehmen. »Ich halte das für einen positiven Ansatz«, sagt Scheeres. Insgesamt würden laut Senat zehn Schulen in freier Trägerschaft die Kriterien für das Brennpunktschulprogramm erfüllen. Unterstützung gab es dafür - wie selten - parteiübergreifend. Grüne und Piraten setzen sich seit Langem für das Thema ein. Kritik kam aus der Bildungsgewerkschaft GEW. »Anstatt eine Taschengeldstimmung in den Schulen zu erzeugen, muss der Senat den Schulen, die es besonders schwer haben, mehr pädagogisches Personal und eine ausreichende Regelfinanzierung zur Verfügung stellen«, sagt die Vorsitzende Sigrid Baumgardt. Bildungsexperten bemängeln außerdem den Abbau der Förderstunden für Inklusionsschüler und die Verschlechterung der Raumsituation. Dies seien dringlichere Bedürfnisse.
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