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Hurra, Schabowskis Zettel ist wieder da

  • Lesedauer: 2 Min.

Im Bundesarchiv in Berlin wird Katerstimmung sein. Die Stiftung Haus der Geschichte in Bonn hat den Archivaren ein Dokument, das Weltgeschichte schrieb, vor der Nase weggeschnappt: Schabowskis Zettel. Das Blatt mit den Notizen des einstigen Politbüromitglieds für die legendäre Pressekonferenz am 9. November 1989 ist nach mehr als zwei Dezennien wieder aufgetaucht. Für nur 25 000 Euro hat es das Museum in rheinischer Provinz von einem anonymen Anbieter erstanden. Wahrlich ein Schnäppchen. Auf dem Auktionsmarkt hätte es ungleich mehr gekostet, wie selbst der Präsident der Stiftung des Hauses der Geschichte, Hans Walter Hütter, gegenüber dpa offen einräumte. Sein Sammlungsdirektor Dietmar Preißler bestätigte die Echtheit.

Das Bundesarchiv hat lediglich eine Fotokopie des Dokuments, die es dem Historiker Hans-Hermann Hertle verdankt. Der wissenschaftliche Mitarbeiter vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam hat Schabowski frühzeitig interviewt und das Kleinod ablichten dürfen. 1991 soll Schabowski das Original einem Bekannten vermacht haben. Gegen Ende des linierten, dicht bekritzelten Spickzettels findet sich, mit Pfeil markiert, der entscheidende Satz: »Verlesen Text Reiseregelung«. Dabei handelte es sich indes um einen Entwurf, der am 9. November, gegen 16 Uhr, von müden Greisen im ZK abgenickt worden ist. Egon Krenz gab den vom Ministerrat noch nicht verabschiedeten Text Schabowski mit in die für 18 Uhr anberaumte Pressekonferenz, auf der jener die zwei beidseitig maschinebeschriebenen Blätter ahnungslos verlas. Nach einer unbeholfenen Frage des italienischen Journalisten Riccardo Ehrman hakte »BILD«-Reporter Peter Brinkmann nach: »Wann tritt das in Kraft?« Überrascht wie falsch antwortete Schabowski: »Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.« Eine Sperrfrist war auf der Vorlage nicht vermerkt. Die Verfasser hatten als Termin für das Inkrafttreten der neuen Reiseregelung den 10. November auserkoren. Das hätte am Lauf der Geschichte jedoch nichts geändert.

Bleibt die Frage, ob Schabowskis Zettel nun auch auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes wandert, auf der sich bereits der im Bundesarchiv lagernde Reiseregelung befindet. ves

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