Investitionen in Online-Journalismus
Google und europäische Verlage
Zwischen Google und Verlagshäusern gibt es oft Spannungen: Viele Verleger sehen Google als Nutznießer ihrer Arbeit im Netz. Nun geht der Suchmaschinenriese einen Schritt auf die Verlage zu. Der US-amerikanische Internetkonzern will in den kommenden Jahren 150 Millionen Euro in die Förderung des digitalen Journalismus in Europa stecken. Die Kooperation läuft unter dem Namen »Digital News Initiative«, Initiative für digitale Nachrichten. Zum Start sind acht angesehene Medien beteiligt, darunter die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« und die »Zeit« aus Deutschland sowie die britische Zeitung »Guardian«. Weitere Teilnehmer sind die Schwergewichte »Financial Times«, »El País«, »Les Echo«, »La Stampa« und der Verlag NRC Media aus den Niederlanden. Drei internationale Journalisten-Vereinigungen sind ebenfalls dabei.
Die Initiative soll für andere Medien offen sein. Für den Innovationsfonds können sich auch reine Online-Medien oder Startups bewerben. Auf die Frage, ob es Google nur darum gehe, die Medien digital fit zu machen, oder ob das Unternehmen bereit sei, seine eigenen Dienste zu verändern, sagte der zuständige Manager Carlo D’Asaro Biondo: »Es geht um beides.« Google könne mehr für die Medien tun, führte er in einem Interview der »Financial Times« weiter aus.
Google und europäische Verlage beäugten sich bisher eher kritisch. In mehreren europäischen Ländern gibt es Streit um die Darstellung von Verlagsinhalten bei Google News und der Google-Suche. In Deutschland ringt eine Vielzahl von Verlagen darum, ob Google ihnen Geld bezahlen muss, wenn kleine Fragmente (»Snippets«) ihrer Artikel in der Nachrichten-Suchmaschine Google News anzeigt werden. Die »FAZ« und die »Zeit« beteiligen sich nicht an der VG Media, die Forderungen gegenüber Google geltend macht. Mehrere Medien sprachen am Dienstag von einem »Pakt« der beteiligten Verlage mit Google.
Die »Zeit« erhofft sich einen engeren Austausch mit dem Internetunternehmen über die Auswirkungen der Digitalisierung. »Die Digital News Initiative kann eine gute Plattform sein, um auf europäischer Ebene in einen Dialog zu treten und Google die europäischen Interessen zu vermitteln«, erklärte Geschäftsführer Rainer Esser. Tony Danker vom »Guardian« sagte, er hoffe, dass die Diskussionen in Europa auch zum Google-Hauptquartier in Kalifornien durchdringen werden. Maßstab für den Erfolg sei, ob es tatsächliche Veränderungen gebe, um Journalismus im digitalen Zeitalter zu unterstützen, erklärte Danker, der internationaler Geschäftsführer des »Guardian« ist.
Google war um versöhnliche Töne bemüht. Es gebe verständliche Diskussionen darüber, wie hochwertiger Journalismus im digitalen Zeitalter weitergeführt werden könne, erklärte Carlo D’Asaro Biondo. »Google wird Hand in Hand mit Verlegern und Organisationen arbeiten, um zu helfen, nachhaltigere Modelle für Nachrichten zu entwickeln.« Dazu soll die gemeinsame Arbeitsgruppe dienen, der zu Anfang die acht Gründungsmitglieder der Initiative angehören. Sie wollen sich mit Google darüber austauschen, wie Bedürfnisse von Verlegern stärker in den Produkten des Internet-Konzerns berücksichtigt werden können. Zudem soll es Weiterbildungen für Journalisten geben. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.