Elisabeth Wiedemann 8. 4. 1926 - 27. 5. 2015
Nachrufe
Wie hatte man sich in den 1970er Jahren im westdeutschen Fernsehen eine Frau vorzustellen, die die Verhältnisse durchschaut und dennoch das große Drama, das man Ehe nennt, geduldig erträgt; die ihrem Ehemann bezüglich Alltagstauglichkeit haushoch überlegen ist, ihn dies aber zu keinem Zeitpunkt spüren lässt; eine Frau also, die nicht heraus will aus dem knechtischen System, eben weil sie um den Vorteil dieses Systems weiß, dass Unfreiheit auch Sicherheit bedeutet und die sklavische Unterwerfungsgeste nichts anderes als die subtile Demonstration der Macht über den Mann ist? Esther Vilar, die Anti-These zu Alice Schwarzers Feminismus, sprach in jener Zeit vom »dressierten Mann« und erntete heftigen Widerspruch. Elisabeth Wiedemann aber ließ sich von ihrem TV-Gatten Alfred Tetzlaff fortwährend als »dusslige Kuh« beschimpfen und zog dennoch im Hintergrund die Fäden. Die Serie hieß »Ein Herz und eine Seele« und Elisabeth Wiedemann war als Else Tetzlaff beides: Herz und Seele. So spielte man vor 40 Jahren ein emanzipiertes Hausmütterchen.
Elisabeth Wiedemann war ursprünglich Theaterschauspielerin. 1951 holte sie Gustaf Gründgens an das Düsseldorfer Schauspielhaus. Ihren letzten TV-Auftritt hatte sie in einem 2011 in der ARD ausgestrahlten Liebesfilm. jam
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.