Auf dem Weg zum Zentralabitur?
Kultusminister
Die Kunst der Politik, so heißt es, bestehe darin, dicke Bretter zu bohren. Im Falle des bundesrepublikanischen Föderalismus in der Bildungspolitik muss hinzugefügt werden: und dafür braucht es zusätzlich sehr, sehr viel Geduld. Dass es in den 16 Bundesländern 16 mehr oder weniger unterschiedliche Schulsysteme gibt, wird seit langem kritisiert. Zankapfel ist vor allem das Abitur, während die unterschiedlichen Systeme in der Primar- und der Mittelstufe gemeinhin weniger Kontroversen verursachen.
Zumindest beim Abitur meint die Kultusministerkonferenz (KMK), sich jetzt in Richtung Vereinheitlichung zu bewegen. Auf ihrem Sommertreffen in Berlin, das am Freitag zu Ende ging, hat sich die KMK darauf geeinigt, dass ab 2017 immer am gleichen Tag das Matheabitur geschrieben werden soll; Hessen und Rheinland-Pfalz haben allerdings angekündigt, aus der Einheitsfront auszuscheren. Zudem können sich laut KMK die Länder 2017 für das Abitur aus einem gemeinsamen Aufgabenpool in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch bedienen. Ziel sei es, mehr Vergleichbarkeit in den Abschlussprüfungen zu erreichen, kündigte die sächsische Bildungsministerin und amtierende KMK-Präsidentin Brunhild Kurth (CDU) an. Das entscheidende Wort in diesem typischen KMK-Kompromiss ist »können«. Die Länder müssen sich nämlich nicht aus dem Pool bedienen, sie können es lediglich auf freiwilliger Basis tun.
Der Widerstand gegen die Vereinheitlichung kommt nicht nur aus den Reihen der Kultusbürokratie, die erfahrungsgemäß nach Ländern- und Parteipräferenzen sortiert eifersüchtig über die jeweiligen Bildungstraditionen wacht. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bleibt skeptisch - dies jedoch hinsichtlich einer anderen Entscheidung der KMK. Während ihrer Tagung hatte das Ministergremium ein überarbeitetes Verfahren zum sogenannten Bildungsmonitoring vorgestellt, das u.a. einen Ausbau der bundesweiten Vergleichsarbeiten (VERA) vorsieht. Künftig müssen an diesen Tests auch Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf teilnehmen. Die GEW-Schulexpertin Ilka Hoffmann warf der KMK vor, »weiterhin auf Vereinheitlichung und Vergleichbarkeit zu setzen«.
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