Ich brauche keine dicke Haut

Samuel L. Jackson, das Gesicht von Quentin Tarantino, über seinen neuen Film

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 4 Min.
Er ist das Gesicht von Quentin Tarantino. Samuel L. Jackson spielte in »Pulp Fiction«, »Jackie Brown« oder zuletzt »Django Unchained«. Jackson, geboren 1948 in Washington D.C., gelang der Durchbruch mit Spike Lees »Jungle Fever«. In »Big Game« spielt er den amerikanischen Präsidenten, dessen Air Force One von Terroristen abgeschossen wird. In den finnischen Wäldern schlägt er sich mit dem 13-jährigen Oskari durch.

Warum haben Sie sich für den Thriller entschieden?
Ich mochte die Kombination aus Coming-of-Age-Geschichte und Action. In diesem Familienfilm trifft ein Teenager auf den mächtigsten Mann der Welt, der in der Einsamkeit der finnischen Wildnis machtlos ist. Alle Sicherheitssysteme versagen und keiner rettet ihn. Beide müssen sich beweisen und sich unterstützen. Der Präsident gibt Oskari Selbstbewusstsein und er muss sich erinnern, woher er kommt. Und das alles unter dem Druck der Verfolgung durch schwer bewaffnete Typen.

War der Dreh physisch anstrengend?
Für die Stuntmen schon. Für mich wurde es nur gefährlich, als ich mit dem Eisschrank durch die Luft flog. Alles sei sicher, wurde mir mehrmals versichert. Es endete mit einem Unfall. Meine Clavicula wurde verletzt.

Mögen Sie solche Situationen?
Absolut nicht. Wir machen gefährlich aussehende Dinge in einem sicheren Umfeld. Und warum sollte ich den Stuntmen den Job klauen? Ein Dreh ist doch kein Spiel mit meinem Leben.

Nicht mal ins Wasser sprangen Sie selbst?
Doch. Ich gehe in Los Angeles täglich schwimmen. Zum Glück haben wir die Szenen in einem Pool im Studio gedreht. Ich war froh, ich weiß, wovon ich rede. Beim Dreh von »The Long Kiss Good Bye« wurde bei Minustemperaturen ein Loch ins Eis geschlagen, in das ich eintauchen musste. Das war alles andere als ein Spaß.

Lieben Sie das Action-Genre?
Boys, Noise, Toys. Was sollen wir Männer gegen diese Liebe tun? Schon als Kinder wollen wir Helden oder ihre Feinde spielen, spannenden Verfolgungsjagden durchleben oder hinterhältig Strippen ziehen wie in »Kings Men«.

Haben Sie wie Oskari Angst vor Fehlern?
Schauspieler lernen mit Fehlern zu leben. Man kann sie für sich als Fehler verbuchen oder als notwendige Irrwege und Schritte auf dem Weg abhaken. Als Anfänger zweifelt man nach jedem Vorsprechen, wenn man die Rolle nicht erhält. Man denkt, man müsste sich eine dicke Haut zulegen. Das ist falsch. Ich hatte stets Mitleid mit den Leuten, die mich nicht besetzt haben. Aber die Unsicherheit bleibt. Ich habe in diesem Jahr noch zwei Filme, danach falle ich in ein Loch.

Der Junge muss auch damit umgehen, dass sein Vater ihn in einen Betrug verwickelt. Sicher haben auch Sie diese Erfahrung gemacht?
Ich werde ständig belogen. Mir werden Dinge versprochen, die nie eingehalten werden. Vor Jahren habe ich zum Beispiel einen Produzenten einen Roman für die Verfilmung empfohlen. Und er dreht den Film mit einem anderen Schauspieler. Es wurde kein großer Erfolg.

Sie gelten als akribischer Arbeiter, der schnell Drehbuchangebote prüft. Lesen Sie auch bei Tarantino?
Sie wollen mich auf den Arm nehmen? Das Buch lesen, wenn Quentin anruft! Warum? Ich weiß, es wird gut und wir haben eine Menge Spaß. Gerade haben wir »The Hateful Eight« abgedreht. Quentin wollte aufgeben, nachdem das Buch im Internet publik wurde. Die Standing Ovations nach einer öffentlichen Lesung in Los Angeles haben ihn umgestimmt. Während des Drehs haben wir uns jeden Tag mit Komplimenten hochgeschaukelt und selbst Leute, die sich abgrundtief hassen, freundeten sich an. Noch heute schicken wir uns jeden Tag Nachrichten. Alle freuen sich auf den Film und die Pressetour.

Wie entsteht solche Atmosphäre?
Quentin verbietet Handys oder Computer während der Pausen. Wenn er sagt Cut, bleiben alle zusammen. Es wird Musik eingespielt. Wir hängen zusammen ab, Quentin erzählt von seinen verrücktesten Erlebnissen und Einfällen. Das ist wie ein Überlebenstraining. Es war auch arschkalt im Studio. Quentin hat es kühlen lassen, weil wir Menschen spielen, die einen Blizzard überlebten. Er wollte unseren Atem sehen. Wir haben uns aneinander gekuschelt, damit wir warm wurden.

Würden Sie gerne in Deutschland drehen?
Jedes Land hat ein junges Talent, für das ich offen wäre. Denn mich interessieren mit Ausnahme von Quentin die Namen von Regisseuren nicht die Bohne. Ich entscheide nach dem Buch und einem Gespräch mit den Machern. Ich würde gerne nach Berlin zurückkommen. Im Frühjahr oder Sommer. Nicht im Winter.

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