Neoliberales Kürzungsdiktat

Lena Tietgen über die chronische Unterfinanzierung der Unis

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Immer wieder wird der gleiche Missstand beklagt: Im Hochschulsystem fehlt das Geld hinten und vorne, reichen die Ressourcen weder für eine anständige Lehre noch den Studierenden für die Lebensführung. Das sogenannte Crowdfunding, also die von Studentinnen und Studenten eigenständig organisierte Finanzierung von Teilen der Lehre, kann die Misere allerdings nur kurzfristig beheben. Spätestens bei der Beschaffung von aufwendigen Lehrmitteln wie Büchern oder teuren Exkursionen fallen arme Studierende aus dem System. Auch Crowdfunding ist endlich. Allein die Zeit, die hierfür aufgewendet werden muss, geht zu Lasten des Studiums. Ganz zu schweigen von der Unsicherheit, ob und in welcher Höhe das Geld fließt.

Dies ist nicht nur ein unmöglicher Zustand, sondern Ergebnis eines paradoxen Prozesses. Zum einen fordert die Wirtschaft qualifiziertes Personal und soll die Wissenschaft den Standort Deutschland sichern, zum anderen wurde das Hochschulsystem einem neoliberalen Kürzungsdiktat unterworfen. Studierende sollten schnell und effizient, sprich praxisnah und inhaltlich auf der Höhe der Zeit, durch das Studium geführt werden. Doch die Grundannahme, diesen Prozess auf marktwirtschaftliche Prinzipien zu stützen, geht nicht auf. Weder deckt z.B. die Exzellenzinitiative, durch die Spitzenunis und -forschung gesondert finanziert werden, den Bedarf an qualifiziertem wissenschaftlichen Nachwuchs noch reichen Bundesmittel und Studienfinanzierung wie Bafög für die breite Masse der Studenten aus. Vielmehr schürt diese Haltung die Konkurrenz unter den europäischen Staaten.

Nach einer alten Weisheit dient Bildung aber in erster Linie der Selbstbildung, durch die das Gemeinwesen bereichert wird. Somit ist sie ein Gemeingut, in das investiert werden muss: in Ausstattung, Lehre und finanzielle Absicherung der Studierenden.

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