Chinesische Signale
Klaus Joachim Herrmann über die angekündigte Reduzierung der Armee
China kündigt eine Kürzung seiner Streitkräfte an. In Prozent mache das bei 300 000 von 2,3 Millionen Soldaten nicht eben viel aus, pflegt der Westen seine kritische Lesart. Danach stecke das Land ohnehin Milliarde um Milliarde in die Modernisierung der Armee. Das mache noch jeden Personalverlust mehr als wett. Gerade eben habe Peking mit der größten Militärparade in der Geschichte der Volksrepublik ganz besonders kräftig die Muskeln spielen lassen. Weithin unbeachtet bleiben Zehntausende weiße Tauben und Wolken bunter Luftballons über der Hauptstadt. Auch sie und Worte des Friedens gehören zu den Signalen aus dem erstarkenden Riesenreich der Mitte.
Die kämpferischen und die friedlichen Zeichen verdienten gleichermaßen ernst genommen zu werden. Besonders an solch einem Tag der Jubiläumsfeier des Sieges im Zweiten Weltkrieges, der China nach eigenen Angaben bis zu 35 Millionen Menschenleben kostete. Doch in trauter euro-transatlantischer Arroganz war nicht das dem Westen repräsentative Teilnahme wert. Wer Respekt und Gespräch verweigert, kann sich über Demonstrationen der Stärke nicht glaubwürdig empören. Schon gar nicht, strebt er selbst nach Vorherrschaften und in angeblich frei gewordene strategische Räume, rüstet er sich hoch und fährt in aller Welt Manöver.
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