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Auf Fuggers Spuren durch die Zeit

Eine Kaufmannsdynastie hat Augsburg reich gemacht.

  • Ralf Hutter
  • Lesedauer: 3 Min.

Dass der Kaufmann Hans Fugger aus dem schwäbischen Dörfchen Graben 1367 ins rund 20 Kilometer entfernte Augsburg übersiedelte, hatte wohl ganz pragmatische Gründe. Denn in jener Zeit entwickelte sich die einst von den Römern gegründete Stadt zum Handelstor nach Italien, die Kaufleute profitierten von der günstigen Lage an der Handelsstraße über die Alpen. Da wollte auch Fugger einen Teil vom Kuchen abbekommen, seine Nachfahren schnitten immer größere Stücke davon ab. Der Handel florierte bestens, bald schon wurden die Fuggers zu einem Synonym für den Reichtum der Stadt. Vor allem mit dem Wirken Jakobs (1459-1525), der das Familienunternehmen zum Handels-, Bergbau- und Bankkonzern ausbaute, ist der Fuggersche Reichtum verbunden.

Jakob und seine Nachkommen prägten das Gesicht Augsburgs nachhaltig, wovon man sich bei einem Stadtbummel überzeugen kann. Da ist zum Beispiel der »Fuggerstadtpalast« - das Wohn- und Handelshaus Jakobs, dessen Beiname,»der Reiche«, Programm ist. Wer schon im Leben im Luxus schwimmt, will das natürlich in die »ewige« Welt hinüberretten - und wenn das dann doch nicht möglich ist, zumindest der Nachwelt zeigen, wer man war. Und so präsentiert sich die im 16. Jahrhundert erbaute Grabkapelle der Familie als eine Halle voll mit wertvoller Kunst. Heute gilt sie als erstes deutsches Bauwerk der Renaissance.

Wer sich auf Suche nach Spuren der Kaufmannsfamilie begibt, kommt an der Fuggerei, der von Jakob Fugger 1521 erbauten angeblich ältesten Sozialsiedlung der Welt, nicht vorbei. Hier wohnten und wohnen bis heute Leute, die von ihrer Arbeit nicht leben können. Derzeit sind es rund 150 Bedürftige, die in den 142 Wohnungen der 67 Reihenhäuser so wie von Anfang an für eine Jahreskaltmiete von 88 Cent wohnen. Das entspricht dem Gegenwert eines Rheinischen Guldens, der zu Lebzeiten Jakob Fuggers einem Wochenlohn eines Handwerkers entsprach. Nochmals derselbe Betrag ist für den Fuggerei-Seelsorger zu bezahlen. Jede Wohnung ist etwa 60 Quadratmeter groß. In zwei Schauwohnungen kann man sich anschauen, wie man dort zu Jakob Fuggers Zeit lebte und wie es dort heute aussieht. Zwei kleine Museen erzählen darüber hinaus über die 500-jährige wechselvolle Geschichte der Stiftung.

Bis 22 Uhr lädt die Siedlung jedermann zur Besichtigung ein, danach bleibt für Fremde das Eingangstor geschlossen. Seit 2006 müssen Besucher einen Eintritt zahlen. Dieses Geld mache 20 Prozent der Fuggereieinnahmen aus, sagt Sabine Darius, Verwalterin der Fuggerschen Stiftung.

War Augsburg jahrhundertelang vor allem eine Handelsstadt, so änderte sich das im 19. Jahrhundert, als immer mehr Industriebetriebe entstanden, vor allem Textil- und Maschinenbaufabriken. 1879 wurde vor den Toren der Stadt ein Wasserwerk gebaut, das Wasser aus dem Fluss Lech in die Kanäle pumpt, die die Augsburger Innenstadt bis heute durchziehen. Das imposante Bauwerk kann heute ebenso besichtigt werden, wie ein »Fabrikschloss« genanntes erhaltenes Gaswerk.

Eine ebenso große Bedeutung wie der Maschinenbau und Pionierleistungen bei elektrischer und Wasserkraft waren für das Augsburg des industriellen Zeitalters die Textilfabriken. In einer befindet sich heute das 2010 eröffnete Staatliche Textil- und Industriemuseum. Auf 2500 Quadratmetern wird Textilgeschichte von 1600 bis heute lebendig. Ausgestellt sind neben textilen Rohstoffen und riesigen historischen Maschinen, Zeitdokumente zur Augsburger und bayerischen Sozialgeschichte, von Webhandwerk und Webindustrie oder Musterbücher mit über einer Million Mustern. Wer will, kann sich auch selbst mal im Spinnen und Stoffbedrucken üben.

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