Erinnerung an die Bodenreform
Wer schuf das lange verborgene Fresko im Schweriner Schloss - und was wird nun damit?
Mit ernster, entschlossener Miene besehen Frauen und Männer ein Stück Land. Es soll ihnen gehören, und wie weit es reicht, mag ein Plan zeigen, den einer der Neubauern in den Händen hält. So erinnert ein Fresko im Schweriner Schloss an das 1945 im Bereich der sowjetischen Besatzungszone ausgerufene Motto »Junkernland in Bauernhand«. Der Titel des vor 65 Jahren entstandenen Werkes: »Landvermessung nach der Bodenreform«. Viele Jahre lang war es verdeckt - bis 2014.
In Juli jenes Jahres meldete Mecklenburg-Vorpommerns Landtagsverwaltung: Die etwa sieben mal drei Meter große Wandmalerei sei im Zuge von Bauarbeiten im Burgflügel des Schlosses in der Lobby des Parlaments freigelegt worden. Kein Zufallsfund sei es gewesen, man wusste, dass sich das Bild hinter einer Wandverkleidung befindet. Schon vor Jahren war es entdeckt worden, und irgendwann, so war geplant, sollte es wieder sichtbar gemacht werden. Gemalt worden sei die »Landvermessung« wohl nach 1948 von dem bekannten Berliner Maler und Grafiker Horst Strempel, hieß es.
Warum das Fresko irgendwann hinter einer Verkleidung verborgen wurde? Als Antwort bot sich das Missfallen an, das Strempel Anfang der 1950er Jahre mit seinen Arbeiten bei der DDR-Führung erregt hatte. Nicht realistisch genug erschienen ihr die Werke des Künstlers. Seine 1948 entstandene Wandmalerei »Trümmer weg - baut auf« im Berliner Bahnhof Friedrichstraße stieß auf derartigen Widerspruch der Kulturverantwortlichen, dass sie das Bild 1951 übertünchen ließen. Doch dass es eine Anti-Strempel-Position war, die zum »Verstecken« des Freskos im Schloss geführt hatte, darf bezweifelt werden. Denn jüngst stellte sich heraus: Das Wandbild stammt gar nicht von jenem Künstler, wie es ein Vermerk aus den 1970er Jahren hatte annehmen lassen, sondern von dem Maler Georg Stapel. Das besagen Quellen aus der Entstehungszeit des Bildes, so erfuhr der NDR jetzt vom Leiter des Schweriner Schlossmuseums, Ralf Weingart.
Auch Stapel (1903 - 1960) stammt aus Berlin. Nach Schwerin zog er 1945, illustrierte Schulbücher, gab Zeichenunterricht, arbeitete im Kulturamt, zeigte seine Werke als Maler auf nationalen und internationalen Ausstellungen. Großformatige Porträtzeichnungen von Lenin stammen aus Stapels Hand. Karriere machte er schließlich an der Humboldt-Universität in Berlin.
Als das Bild im vergangenen Jahr noch für ein Strempel-Werk gehalten wurde, betonte die Landtagsverwaltung: »Auf keinen Fall wird es abgebrochen.« Zusammen mit Fachleuten sollte erörtert werden, »ob und mit welcher Wertung das Gemälde in das Gesamtkonzept der Umgestaltung im Landtagsbereich einbezogen werden soll«.
Ändert die Entdeckung der wahren Urheberschaft etwas daran? Museumsleiter Ralf Weingart plädiert dafür, das Bild wieder zu zeigen, berichtet der NDR. Es sei ein wichtiges Zeitdokument für Schwerin und das Schloss. Das Fresko, so wird Weingart weiter zitiert, sei vermutlich das wichtigste Werk Georg Stapels.
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