Absage an ein Willkommen
PERSONALIE
Er sehe »uns« seit den Pariser Anschlägen im Krieg. Und in jedem Krieg müsse man sich für eine Seite entscheiden. Der Theaterregisseur Alvis Hermanis hat sich entschieden: gegen Flüchtlinge, gegen die deutsche Willkommenskultur. »Die deutsche Begeisterung, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, sei extrem gefährlich für ganz Europa, weil unter ihnen Terroristen seien«, gibt ihn das Hamburger Thalia Theater in einer Pressemitteilung wieder. Und weiter: »Zwar seien nicht alle Flüchtlinge Terroristen, aber alle Terroristen seien Flüchtlinge oder deren Kinder.«
Die Intendanz hatte auf eine Bitte des Letten, der in vielen europäischen Ländern inszeniert und in Riga Intendant ist, reagiert. Hermanis hatte darum gebeten, aus seinem Vertrag über die für April geplante Inszenierung »Russland.Endspiele« entlassen zu werden. Er wolle nicht mit dem humanitären Engagement des Thalia Theaters für Flüchtlinge in Verbindung gebracht werden.
Zwar reagierte Hermanis mit einer weiteren Stellungnahme auf jene des Thalia Theaters. Demzufolge sei diese manipulativ, seine Äußerungen aus dem Zusammenhang gerissen. Vielmehr habe er die Produktion in Hamburg aus rein privaten Gründen abgesagt. »Wir alle sind traumatisiert von dem, was zwei Wochen zuvor passiert ist«, schreibt der Vater von sieben Kindern, der derzeit in Paris arbeitet und lebt.
Doch Hermanis konterkariert dies, indem er bekräftigt, er wolle nicht Teil eines »refugee-welcome center« sein. Er mutmaßt, dass seine politischen Ansichten nicht radikaler seien als die der Mehrheit der Europäer. Insbesondere die osteuropäischen Länder könnten die Euphorie für unkontrollierte Immigration nicht verstehen (als ob es die gäbe!). Und er fragt, ob man tatsächlich denke, dass 40 Millionen Polen Neonazis und Rassisten seien? Nun, Neonazis sicher nicht, aber dass rassistisches Denken dort besonders verbreitet ist, ist offenkundig. Die Spaltung Europas in der Flüchtlingsfrage - sie zeigt sich auch im Kulturbereich.
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