Naives Hoffen auf die Stiftungen

Jürgen Amendt über die Gründe des Scheiterns des Wissenschaftszeitvertragsgesetz

  • Lesedauer: 2 Min.

Wissenschaftler, die nach vielen Jahren Studium und Forschung am Monatsende mit einem Gehalt nach Hause gehen, das vielfach kaum über dem Existenzminimum liegt; Promovierende, die auf Halbtagsstellen Vollzeit arbeiten und oftmals die Arbeit ihrer Professoren in der Lehre mit übernehmen müssen; Akademiker, die nach zehn Jahren Tätigkeit immer noch keine Festanstellung haben - das vor acht Jahren erlassene Wissenschaftszeitvertragsgesetz hat solche und ähnliche Fälle zuhauf hervorgebracht. Dabei war die Idee, mit der das Gesetz beworben wurde, zur damaligen Zeit in der Politik wie in der Medienöffentlichkeit, für die der Begriff »Neoliberalismus« noch kein Schimpfwort war, durchaus populär. Die Hochschulen sollten aus der staatlichen Abhängigkeit entlassen werden; verkauft wurde das mit dem positiv besetzten Begriff »Autonomie«.

Doch wirklich autonom (weder im ideellen, noch im finanziellen Sinne) wurden die Hochschulen und mit ihnen die darin beschäftigten Jungakademiker nie. Ideell nicht, weil sich unter derart prekären Bedingungen schlecht frei forschen und lehren lässt, finanziell nicht, weil die entweder von staatlicher oder privatwirtschaftlicher Seite eingeworbenen Drittmittel zu gering ausfielen.

Die Verfasser des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes nahmen sich die USA zum Vorbild. Dort sind Eliteuniversitäten wie Harvard oder das MIT durch Stiftungsfinanzierung weitgehend unabhängig. Dieses Finanzierungsprinzip fußt allerdings auf einem Staatsverständnis, das sich grundlegend von der auf den »aktiven« Staat bauenden Tradition in Kontinentaleuropas unterscheidet. Die Erwartung, dass sich Stifter finden werden, die aus rein altruistischen Motiven Wissenschaft und Forschung finanzieren war, bestenfalls naiv.

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