Laos im Bahnglück
Eine neue Strecke wird in fünf Jahren von China bis Singapur führen
Sie kommt! Nach fünf Jahren langwieriger Diskussionen haben die Bauarbeiten der 417 Kilometer langen Eisenbahnlinie durch Südostasien begonnen. Sie soll von der chinesischen Grenze bis in die laotische Hauptstadt Vientiane und dann weiter nach Thailand führen. Dabei handelt es sich um das bislang größte Projekt der Infrastrukturentwicklung in Laos.
Pünktlich zum 40. Jahrestag der Gründung der laotischen Volksrepublik am 2. Dezember wurde der große Bau offiziell begonnen. Im November wurde in Peking ein entsprechender Vertrag unterzeichnet, der die Nutzung chinesischer Bau- und Bahntechnologie vorsieht.
Die Bahnlinie ist Teil der schon länger geplanten strategischen Verbindungen zwischen der südchinesischen Provinzhauptstadt Kunming und Singapur. Für dieses Megaprojekt waren drei Varianten in der Diskussion, eine östliche Route entlang der vietnamesischen Küste, eine westliche durch Myanmars Großstädte Mandalay und Yangon und eben die zentrale durch die spärlich besiedelten Bergregionen von Laos. Kein Wunder, dass sich die laotischen Politiker dafür mächtig ins Zeug legten, mussten sie doch fürchten, dass das Land bei dem Zuschlag für eine der Außenbahnen von der regionalen Entwicklung abgehängt wird.
Schon mehrmals wähnten sich die Laoten am Ziel, doch ließen der Korruptionsskandal um Chinas Eisenbahnminister im Jahr 2011 und die darauffolgende Zurückhaltung des großen Bruders im Norden bei der Finanzierung die Chancen für das Projekt gar nicht gut aussehen. Da half auch der Beschluss einer Sondersitzung des laotischen Parlaments im Oktober 2012 wenig.
Schließlich treibt das gebirgige Terrain, das den Bau von 154 Brücken und 76 Tunneln erforderlich macht, die Preise in die Höhe. Da blieb schon der Traum von Hochgeschwindigkeit auf der Strecke. Staltt Tempo 200 werden Personenzüge nur 160 Kilometer in der Stunde schaffen, Güterzüge 120. Allen Fährnissen zur Trotz blieben die laotischen Bahnfürsprecher, allen voran Vizepremier Somsavat Lengsavath, hartnäckig. Jetzt wird gebaut, in fünf Jahren sollen die ersten Züge rollen.
Dann ist Laos seinem Ziel, vom Binnen- zum Transitland zu werden, ein Stück näher. Doch das Prestigevorhaben hat seinen Preis. Sechs Milliarden Euro soll die Bahn kosten, mehr als die Hälfte des gegenwärtigen jährlichen Bruttoinlandsprodukts der Volksrepublik. Vorab soll Laos 750 Millionen Euro auf den Tisch legen, 450 Millionen davon werden von China kreditiert. Als Kreditsicherheit stellt Laos drei große Rohstoffvorkommen zur Verfügung. Durch den Abbau von Bauxit und Kali soll der Kredit getilgt werden.
China will 1,75 Milliarden Euro an Anfangsinvestitionen aufbringen. Die restlichen dreieinhalb Milliarden soll das zu gründende laotisch-chinesische Gemeinschaftsunternehmen bei Banken auftreiben, wobei China insgesamt 70 Prozent der Gesamtinvestition beisteuern will. Folgt man der Logik von Laos’ Transportminister Bounchanh Sinthavong, geht sein Land auf diese Weise hohen Schulden aus dem Weg, denn bei der Regierung stehen nur jene 750 Millionen Euro zu Buche. Wie das gemeinsame Staatsunternehmen die Restsumme stemmt - seine Sache.
China sieht das Vorhaben als Teil einer gewaltigen Infrastrukturinitiative, die das Land langfristig mit Rohstoffquellen und Absatzmärkten in aller Welt verbinden soll. Da macht der laotische Abschnitt nur Sinn, wenn auch der Anschluss an Thailand sicher ist.
Genau das hatte Chinas Premier mit Thailands Militärjunta 2014 ausgehandelt. Thailands Premierminister Prayut Chan-o-cha klemmt sich persönlich dahinter, dass der Bau pünktlich beginnt. Dann wird 2020 nicht nur eine zweigleisige Strecke Nongkhai mit Bangkok verbinden, auch die Züge werden breiter aufgestellt: und zwar auf Normalspurgleisen statt der in Thailand bislang gebräuchlichen Schmalspur.
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