Trumps Erfolge und der neue Autoritarismus
Milliardär holt sieben Siege beim Super Tuesday / Das Rezept: simpel, mächtig, strafend / Rechter Senator Cruz mit drei, Senator Rubio mit einem Erfolg
Berlin. Triumph für den umstrittenen Milliardär Donald Trump beim Super Tuesday: Der für die Republikaner antretende Geschäftsmann gewann sieben Vorwahlen. Texas, das am Dienstag die meisten Delegiertenstimmen zu vergeben hatte, ging allerdings an den erzkonservativen Senator Ted Cruz. Trump setzte sich laut Hochrechnungen von US-Fernsehsendern in Alabama, Arkansas, Georgia, Massachusetts, Tennessee, Vermont, Virginia durch. Cruz gewann neben seinem Heimatstaat Texas auch die Vorwahl im benachbarten Oklahoma sowie die Vorwahl in Alaska. Der Senator Marco Rubio, auf dem die Hoffnungen des republikanischen Establishments liegen, konnte am »Super Tuesday« in Minnesota seinen ersten Vorwahlsieg überhaupt einfahren.
Trump gewinnt mit Staaten wie Alabama und Massachusetts die unterschiedlichsten Wähler für sich, und erneut haben ihn überall so gut wie alle Gruppen unterstützt. Überzeugte Konservative, Evangelikale, Moderate, Arbeiter, höher Gebildete, Menschen ohne Abschluss, dazu kommen die üblichen Mitläufer und Siegerbewunderer.
Es gibt in diesen Tagen beunruhigende Studien, die das sprungartige Anwachsen der Trump-Bewegung mit der Sehnsucht nach einem starken Mann erklären. Mit dem Wunsch, all die Veränderungen im Land (weniger Weiße, mehr Liberalität, sieben Jahre Obama) und der Welt (Globalisierung, sinkender Einfluss der USA) mögen rasch geheilt werden: Grenzen dicht, Andersartigkeit raus. Was sich hier kristallisiert, ist nicht mehr der Kern der Republikanischen Partei oder des Konservatismus, das ist etwas Neues.
Vox.com zitiert Politikforscher, die überzeugend darlegen, Trump sei erst der Anfang einer grundstürzenden Entwicklung: die USA auf dem Weg zu einem Obrigkeitsstaat. Perfekt verkörpere Trump die Führungseigenschaften des Autoritarismus: simpel, mächtig, strafend.
Was man auf allen Veranstaltungen und in fast jedem Gespräch immer wieder hört: Trump, endlich jemand, der unsere Sprache spricht. Der sagt, was ist. Mit seiner zur Schau getragenen Radikalität befriedigt Trump den offensichtlich weit verbreiteten Wunsch nach vermeintlich einfachen Lösungen, der - in einem Land mit weniger als 5 Prozent Arbeitslosen - im Slogan »Let's make America great again« gerinnt.
Die endgültige Entscheidung über die Präsidentschaftskandidaten fällt erst bei den Nominierungsparteitagen im Juli, in ihren Siegesreden am Dienstagabend lieferte sich Trump bereits ein Fernduell mit der Demokratin Hillary Clinton, die in sieben Bundesstaaten sowie im US-Außengebiet Samoa siegte. Trump sagte: »Amerika wieder großartig zu machen ist viel besser als Amerika wieder heil zu machen.« Der wegen seiner ausländerfeindlichen Äußerungen umstrittene Milliardär Trump ist beim Establishment der Republikaner äußerst unbeliebt, an der Basis trifft er mit seinen Tiraden gegen die Eliten in Washington aber einen Nerv. »Ich denke, wir werden mehr Leute mitnehmen und vereinter sein«, sagte er. Der Immobilienmagnat fügte hinzu, dass er sich zu der Präsidentschaftsbewerbung verpflichtet gefühlt habe, um die Vereinigten Staaten zu retten. »Dieses Land geht den Bach runter«, sagte er in seiner Rede in Florida.
Cruz erklärte vor Anhängern in Texas, er sei der einzige Präsidentschaftsbewerber, der Trump stoppen könne. Eine Kandidatur des Milliardärs wäre ein »Desaster für die Republikaner, die Konservativen und die Nation«. Auch Rubio präsentierte sich als Alternative zu Trump und warnte, dass die »Zukunft der konservativen Bewegung« auf dem Spiel stehe.
Der Politologe Michael Dreyer von der FSU Jena sieht unterdessen in den jüngsten Erfolgen Donald Trumps noch keine Vorentscheidung im parteiinternen Ringen um die Präsidentschaftskandidatur. »Es war zweifellos ein ganz großer Tag für Donald Trump«, sagte der Wissenschaftler am Mittwoch. »Nur er war nicht so groß, dass er seine Rivalen jetzt gleich ausgeknockt hätte, denn die haben alle noch so viel gewonnen, dass sie versuchen können, weiter drin zu bleiben.« Agenturen/nd
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