Reise ins Ungewisse

Kirsten Boie erzählt das Schicksal von Flüchtlingskindern aus dem syrischen Homs

Rahafs Mutter weint, als sie und ihre Familie im Zug beschimpft werden - in einer Sprache, die sie nicht verstehen. Dabei haben sie nichts getan. Einzig ihre Anwesenheit als Fremde bringt eine Reisende gegen sie auf. Für die achtjährige Rahaf und ihren neunjährigen Bruder Hassan ist es nicht leicht, ihre Eltern auf ihrer Flucht nach Deutschland verzweifelt zu erleben. Stolz berichten sie, dass ihr Vater Arzt war, im syrischen Homs, wo jetzt der Krieg wütet.


Kirsten Boie: Bestimmt wird alles gut.
Llett Kinderbuch. 48 S., geb., 9,95 €. Gleichn. Hörbuch, gespr. v. d. Autorin. Jumbo.
1 CD, 9,99 €.


Lange hatten die Bomben und die Kämpfe ihren Alltag überschattet. Immerzu mussten sie Angst haben, bis ihre Eltern sich schließlich dazu entscheiden, alles hinter sich zu lassen. Es ist eine Flucht ins Ungewisse, die Kirsten Boie aus der Sicht von Rahaf und Hassan erzählt.

Sie fahren nach Ägypten, besteigen ein altes Schiff, um nach Italien überzusetzen. Immer mehr Menschen kommen an Bord, bei der Abfahrt sind es dreihundert. Die Schleuser sind keine Helfer, nicht einmal das Gepäck lassen sie ihnen, um noch mehr Leute auf das Schiff zu bekommen. Fürchterlicher Durst plagt die Kinder, viel zu selten geben die Schlepper ihnen etwas zu trinken. Acht Tage verbringen sie dicht gedrängt auf See, bis sie das italienische Festland erreichen.

Mit dem letzten Taschengeld kaufen die Eltern etwas zu essen. Dann steigen sie in den Zug - ohne Ticket. Rahafs Eltern fühlen sich wie Schwarzfahrer. Doch sie haben Glück, der Schaffner winkt sie durch. Nicht alle Menschen sind unfreundlich zu ihnen.

In Deutschland erleben sie erst ein ungastliches Erstaufnahmelager, bevor sie in die Provinz geschickt werden. Da sitzen sie nun in einem Container. Anfangs verstehen sie kein Wort. Ihr Vater darf nicht arbeiten, das macht Rahaf und Hassan traurig. Doch sie gehen in die Schule, lernen die Sprache, schließen Freundschaften.

Fast jedes Kind wird in den nächsten Jahren Flüchtlingskinder kennenlernen. »Dann sollte es zumindest ansatzweise wissen, was alles hinter diesen Kindern liegt«, sagt die Autorin. Deshalb habe sie die Geschichte von Rahaf und Hassan aufgeschrieben. Mittlerweile hat Kirsten Boie die Geschichte in vielen Schulen vorgelesen. Die Reaktion der Kinder sei bemerkenswert, erzählt sie. Das mache Hoffnung, denn fast immer fragten die Schüler, wie sie den Flüchtlingskindern helfen können.

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