Podium für die Graphic Novel

Mit neuem Sponsor wird der Comic-Salon Erlangen verstärkt ins Ausland blicken

  • Ralf Hutter
  • Lesedauer: 3 Min.
Für weiteren Erdogan-Spott ist gesorgt: Der internationale Comic-Salon in Erlangen zeigt im Mai eine große Ausstellung zu türkischen Satiremagazinen mit zahlreichen künstlerischen Gästen.

Falls Satire über den türkischen Präsidenten Erdogan hierzulande demnächst weniger stark diskutiert wird, könnte es am letzten Maiwochenende wieder einen Anstieg geben. Der Internationale Comic-Salon im fränkischen Erlangen, das zweijährlich stattfindende größte Comic-Festival im deutschsprachigen Raum, wird dann nämlich eine große Ausstellung zu türkischen Satiremagazinen zeigen. Ein halbes Dutzend beteiligter Künstler wird zu Gast sein.

»Es wird einer der internationalsten Salons, die wir bisher gemacht haben«, sagt Festivalleiter Bodo Birk vom städtischen Kulturamt im »nd«-Gespräch. »Auch eine Ausstellung über Comics in Indien, vor allem von indischen Zeichnerinnen, wird zu sehen sein. Die produzieren wir zusammen mit dem Goethe-Institut. Und wir beginnen, uns mit dem Thema Comics aus Afrika zu beschäftigen.«

Mit den afrikanischen Ländern habe diesmal nicht alles geklappt, da einige von ihnen »andere Probleme haben, als den Comic-Salon in Erlangen zu beschicken«, wie Birk anmerkt. Immerhin hat die aus Côte d’Ivoire stammende und in Frankreich lebende Szenaristin Marguerite Abouet ihr Kommen zugesagt. Abouet hat die auch außerhalb Frankreichs relativ bekannte mehrbändige Reihe »Aya« über das Leben einer 19-Jährigen in ihrem Heimatland geschrieben. Auch ihr wird eine der 30 Erlanger Ausstellungen gewidmet sein.

Auftrumpfen kann der Comic-Salon zudem mit Zeichnern aus dem nahen Ausland. Die Niederlande und das belgische Flandern sind in diesem Jahr »Gastländer« auf der Frankfurter Buchmesse. Comics spielen in beiden Ländern eine große Rolle. »Wir werden sechs wichtige Künstler aus Flandern und Holland zu Gast haben«, kündigt Bodo Birk an, »mit Ausstellung und einem eigenen Atelier, in dem sie hier an jedem Tag ein Magazin zeichnen, das sofort produziert wird.« Comics aus den beiden Gastländern, die dieses Jahr auf Deutsch erscheinen, werden nicht erst zur Frankfurter Messe, sondern schon in Erlangen präsentiert werden, fügt der Kulturamtsmitarbeiter hinzu.

Erscheinungen der letzten beiden Jahre werden in Erlangen in acht Kategorien mit dem Max-und-Moritz-Preis prämiert. Bodo Birk ist Jurymitglied. Ein Buch hat ihn besonders beeindruckt: »Besonders nahegegangen ist mir ›Katharsis‹ von Luz, dem Charlie-Hebdo-Überlebenden, der jetzt aufgehört hat, aber seinen Schmerz und seine Betroffenheit in diesem Band zum Ausdruck bringt.«

Überraschenden Zulauf vermeldet der Festivalleiter von »Kleinausstellern«. Die Nachfrage nach diesem erstmals ausgerufenen Format, bei dem auch »halbe Tische« buchbar waren, habe zu Kapazitätsproblemen und räumlichen Umdisponierungen geführt. Offenbar fühlen sich viele Hobby-Zeichnende davon mehr angesprochen als von der althergebrachten Fläche für die Fanzines. Größer ist nun auch die 2014 erstmals vergebene Fläche für die Gemeinde der Internet-Comic-Schaffenden.

Eine weitere Neuerung ist, dass es einen Hauptsponsor gibt, der im Logo des Comic-Salons auftaucht. Gesichert hat sich diesen Auftritt das Nürnberger Softwareunternehmen Datev. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es, Datevs Beitrag ermögliche es, »die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für den Internationalen Comic-Salon zeitgemäßer und deutlich breiter aufzustellen und das Programm noch internationaler auszurichten«. Bodo Birk fasst den Grund für das Sponsoring so zusammen: »Die Kosten und die Erwartungshaltung an den Comic-Salon steigen stärker als der städtische Haushalt.«

Ein schaler Beigeschmack bleibt in jedem Fall, denn das vor allem als riesiger Universitäts- und Siemens-Standort bekannte Erlangen ist eine eher wohlhabende Stadt. Hauptsponsor des jährlichen »Poetenfestes«, eines überregional beachteten Literaturfestivals, ist seit Jahren der Nukleartechnik-Konzern Areva, der lange mit Siemens in Erlangen zusammenarbeitete.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.