Frühling!

Masha Qrella / DJ Koze

  • Thomas Blum
  • Lesedauer: 2 Min.

Heute soll an dieser Stelle mal nichts Sperriges, Düsteres vorgestellt werden, das klingt wie der Soundtrack zur Panikattacke. Geben wir, was das neue Album der ganz famosen Sängerin und Gitarristin Masha Qrella angeht, erst mal anderen berufenen Kritikern das Wort: Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow bezeichnet es als ein »fast perfektes Popkunstwerk«. Von einem Album, »in dem man als Hörer genussvoll versinken kann«, spricht die »Neue Zürcher Zeitung«. Und auch »Spiegel Online« will das »beste Album« Qrellas gehört haben.

Die »taz« nennt die 1975 in Ostberlin geborene Künstlerin, die einschlägig Interessierte vielleicht noch als Mitglied der in den 90er Jahren aktiven Postrock-Bands Mina und Contriva kennen, eine »Understatementpop-Königin«. Qrella komponiert und spielt angenehm reduzierte, sparsam arrangierte, ganz und gar unprätentiöse elegante Popsongs im besten Sinn. Und der Einflüsse sind viele erkennbar: Disco hört man heraus, aber auch die späten Roxy Music, Pulp, den melodiös aufgekratzten britischen Indie-Pop der 90er Jahre, aber auch ein bisschen den Introspektionssound der diversen wehmütigen vollbärtigen Gitarrenbarden und Schmerzensmänner. Nur dass hier erfreulicherweise alles weniger opulent daherkommt. Weniger Buttercreme, dafür mehr lockerer Bisquit: Es sind Songs, die luftig, gleichsam schwerelos wirken, Songs, zu deren behutsam federnden, entspannten Beats oder Handclaps man sich unwillkürlich bewegen möchte, Songs, in denen man ordentlich Platz gelassen hat, damit die zarten Melodien und die Singstimme Qrellas umso deutlicher hervortreten können. Inhaltlich geht es häufig um das einsame und ziellose Leben in der Großstadt, um das Sich-Verlieben, Sich-Vermissen, Sich-Verlieren, Aneinander-Verzweifeln und Verlorenheitsgefühle, um den ganz normalen Blödsinn des Zwischenmenschlichen, um die Liebe.

Doch nun zum Hamburger Musiker DJ Koze, den ältere Leser vielleicht noch von der HipHop-Gruppe Fischmob kennen! Heute ist er die Gegenfigur zum vulgären Stampftechno-Unwesen, der Herr der ebenso sanft wie beständig rieselnden und im Morgenlicht gülden schimmernden Beats, der »Meister hypnotischer Sounds« (»Die Presse«). Gut, dass er 2009 sein eigenes Label, Pampa Records, gegründet hat, einen winzigen Zweimannbetrieb, in dem weder das Geld noch die Bassdrum regiert. Auf dem erscheint extrem ausgefeilte und gleichzeitig lässige, housige Klicker- und Klackerelektronik, die sich ebenso hervorragend zum stundenlangen Autobahnfahren eignet wie zum Frühstückschardonnay nach durchgemachter Nacht. Danke! Schönen Frühling!

Various Artists: »DJ Koze presents PAMPA Vol.1« (Pampa Rec./Rough Trade)

Masha Qrella: »Keys« (Morr Music/Indigo). Masha Qrella tritt am 27.5. im Roten Salon der Berliner Volksbühne live auf.

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